Produktionsauslagerung nach China

Siemens will 500 ICN-Stellen streichen

13.02.2004
MÜNCHEN (CW) - Trotz Rückkehr in die schwarzen Zahlen will die Siemens-Festnetzsparte Information and Communication Networks (ICN) weitere Stellen streichen. Im ICN-Werk bei Bruchsal sollen etwa 500 Jobs wegfallen.

Grund des neuerlichen Stellenabbaus, so informierte ICN-Chef Thomas Ganswindt die Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung, sei keine weitere Restrukturierung, sondern ein rein regionales Problem: Da die Massenfertigung von DSL-Modems zu einem wettbewerbsfähigen Preis hierzulande nicht mehr möglich sei, soll sie nun voraussichtlich nach China verlagert werden. Der Standort insgesamt sei dagegen nicht gefährdet, so das Unternehmen. Bereiche wie Forschung und Entwicklung blieben erhalten.

Der Betriebsratsvorsitzende von Siemens ICN in Bruchsal, Ernst Färber, sieht wenig Chancen, etwas zu unternehmen: "Selbst ein Einlenken auf die vom Arbeitgeber geforderte 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich wäre zwecklos. Die DSL-Modems können in China um bis zu 70 Prozent billiger produziert werden." In Bruchsal sollen 350 Stellen aus der direkten Fertigung, Betreuung und Steuerung gestrichen werden. Mit weiteren 150 Jobstreichungen reagiere Siemens auf das zurückgegangene Produktionsvolumen, so Färber. Da gleichzeitig weniger Arbeit auf interne Dienste wie Wartung oder Küche zukomme, rechnet die Arbeitnehmervertretung unter dem Strich sogar mit mindestens 600 zur Disposition stehenden Stellen. Angesichts der Streichpläne bemerkt Färber sarkastisch: "Siemens-Manager orientieren sich an den USA-Löhnen, nur unsere Gehälter sollen sich an denen in Indien und China messen lassen."

Die Chance, etwa durch die Versetzung von Mitarbeitern die Zahl der Kündigungen senken zu können, schätzt der Betriebsrat als gering ein. In anderen Siemens-Fertigungsstätten gebe es ähnliche Probleme, so Färber. Und da in Bruchsal bereits die Zahl der Belegschaft um rund 500 auf 1500 Angestellte gesenkt wurde, habe man auch in Sachen Sozialverträglichkeit eine Grenze erreicht. Färber hofft dennoch, einen Teil der Entlassungen abfangen zu können, wenn die Konjunktur mitspielt. Bis Redaktionsschluss fanden noch keine Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat statt. (mb)