Integration von "Packet" und "Circuit Switch" in einem Netz:

Siemens stellt Glasfaser-Ring-LAN vor

10.10.1986

MÜNCHEN (CW) - Mit der Ankündigung eines optischen Circuit/ Packet Switch Ring (CP-Ring) eröffnete die Siemens AG Berlin/München neue Perspektiven im Bereich der LAN-Konzepte.

Die Kombination von Time Division Multiple Access (TDMA) und Token Ring ermöglicht bei hybridem Zugriffsverfahren die Integration von paketvermittelnder und digitaler Kommunikation in einem Netz, erläuterte Jörg Eberspächer anläßlich des dritten europäischen Kongresses über Büro-Systeme und Informations-Management der CW/CSE in München. Mit dieser "Vorfeld-Entwicklung" habe Siemens einen Schritt über die Forschungsbemühungen der IBM hinaus getan, denn der Marktführer befasse sich mit paketvermittelndem, nicht-integriertem Datentransfer. Eberspächer räumte indes ein, daß neben anderen auch Philips im Entwicklungsbereich optischer integrierter Netze aktiv sei.

Die Basis des - gegenwärtig noch - experimentellen CP-Rings bildet ein Glasfasernetz, dessen Vorteile, so der Siemens-Mitarbeiter, die Qualität von Kupferkabel weit übertreffen: Der niedrigen Kabeldämpfung mit daraus resultierender Entfernungsüberbrückung bis zu fünf Kilometer, die Übertragungskapazität von mehr als 64 Kilobyte pro Sekunde sowie die Kompatibilität zu heute üblichen elektrischen Netzkomponenten stehen indes die hohen Kosten der Lichtwellenleiter gegenüber.

Die modellhaft vorgestellte Integration beider Kommunikationsmethoden würde Eberspächer zufolge die Netto-Übertragungsrate zu einem Vielfachen von 64 Kilobit pro Sekunde multiplizieren. Als einen Einsatzbereich des neuen Netzes nannte der Techniker aus München die Vermittlung breitbandiger Nachrichten für die digitale Videokommunikation.

Als Grundbausteine des LANs operieren die Ringkoppelungseinheiten "Ring Coupler and Bypass" (RCB) und die Ringsteuerung "Ring Control Logic" (RCL). Die RCL enthält Hard- und Software zur Realisierung der Ring-Protokolls sowie Schnittstellen steuerungen für den Anwender. Die Besonderheit des RCBs liegt in deren optischer Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Bei Entfernungen, die sich zwischen den einzelnen Einheiten auf mehrere Kilometer erstrecken können, läßt sich der Ringumfang somit ebenfalls ausdehnen. Einem von Eberspächer gewählten Beispiel folgend, wäre bei 50 angeschlossenen Ringstationen eine Netzstrecke von 100 Kilometer möglich. Die Funktion der RCB ist es, eine defekte Ringsteuerung durch eine sogenannte "Bypass-Schaltung" aufzufangen.

Eine Option zur Leistungssteigerung bietet die Möglichkeit, das CP-LAN als Duplexring zu installieren. Insbesondere unter dem Aspekt der Ausfallsicherheit gewinnt der zweite Ring an Bedeutung: Bei einem redundant aufgebauten Doppelring mit gegensinnigem Nachrichtenfluß kann in den der Fehlerstelle benachbarten Stationen eine "Loopback-Schaltung" vorgenommen werden, wodurch der Doppelring zum Simplexring wird. Nach einem automatischen Systemrecovery setzen sich die Übertragungsabläufe fort.

Mit der Standardisierung optischer CSMA/CD-Netze befassen sich laut Eberspächer derzeit sowohl die Gremien der IEEE als auch der IEC; die Verabschiedung der Normen erwartet man für das kommende Jahr.