Siemens: Probleme mit der DV-Identität

23.11.1990

Nun muß selbst der größte Zweckoptimist die Marktpolitik der europäischen DV-Hersteller als Nullsummen-Spiel begreifen: Hans-Dieter Wiedig, Chef der Siemens-Nixdorf-Informationssysteme (SNI) AG, räumte ein, daß der Siemens-DV-Bereich zuletzt von der

Schwäche der anderen profitiert habe (Seite 1). Die, Tatsache, daß Kienzle und PKI (Philips Kommunikations Industrie) um ihre Existenz bangen, Bull sowie Olivetti sich auf schwierige Zeiten einrichten und nach dem Staat rufen, ist der Siemens-Spitze nicht erst jetzt aufgegangen. In München war man sich des Ernstes der Lage stets bewußt, obwohl dies aus taktischen Gründen in offiziellen Statements natürlich anders dargestellt wurde. Denn tendenziell steht auch der SNI Ungemach ins neue Haus: Auf lange Sicht, davon sind Marktkenner überzeugt, werden sich die proprietären BS2000-Systeme nur in gleichsam "antiquarischen" Anwendungsumgebungen behaupten können. Zwar befindet sich die IBM, was ihre /370-Altlasten betrifft, im gleichen Dilemma, doch wäre zu fragen: Wie lange noch kann Big Blue die proprietäre /370-Bastion halten?

Daß der BS2000-Bestand bedroht ist, stellt nicht das einzige Problem für die Siemens-Beteiligungsgesellschaft dar. Auch mit der scheinbar sicheren Option auf offene Systeme (Stichwort Unix) wird Mißbrauch getrieben. Noch wissen beispielsweise die Comet-Anwender nicht, wie sie ihre Software-Investitionen schützen sollen. Mit krausen Ankündigungen, Unix-Plattformen in dieser oder jener Form bereitzustellen, verwirrt die SNI-Spitze mehr als daß sie klarstellt. Geradezu paradiesische Verhältnisse herrschen

dagegen im PC-Vertrieb freilich nur, weil weder die Münchner noch die Paderborner in diesem Bereich bisher etwas Nennenswertes auf die Beine gestellt haben. Man weiß deshalb nicht, was man mehr bewundern soll: die Lust der Münchner am Alleingang, der zum Untergang führen kann, oder ihr Vermögen, die Dinge nach außen positiv darzustellen, wo doch erkennbar kein Grund zur Selbstzufriedenheit besteht schon gar nicht, wenn die Überlegenheit der Japaner und Amerikaner auf technologischem Gebiet in Rechnung gestellt wird.

Aber war es nicht gerade das Ziel von Gemeinschaftsprogrammen wie "Esprit", in der Informationstechnik Europa den europäischen Herstellern zu erhalten? Dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt. Doch hat nicht Siemens immer wieder betont, wie wichtig der Esprit-Erfolg für die hiesige DV-Industrie sei - und nicht nur für diesem Sich abzukapseln, ist kein gutes Rezept. Etwas bewegen kann nur, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Doch Siemens schweigt. Man könnte meinen, Kaske habe sich bereits mit der IBM arrangiert. Aufgabe der eigenen DV-Identität? Undenkbar scheint das nicht? Nur sollte man es dann auch sagen.

Daß der BS2000-Bestand bedroht ist, stellt nicht das einzige Problem für die Siemens-Beteiligungsgesellschaft dar. Auch mit der scheinbar sicheren Option auf offene Systeme (Stichwort Unix) wird Mißbrauch getrieben. Noch wissen beispielsweise die Comet-Anwender nicht, wie sie ihre Software-Investitionen schützen sollen. Mit krausen Ankündigungen, Unix-Plattformen in dieser oder jener Form bereitzustellen, verwirrt die SNI-Spitze mehr als daß sie klarstellt. Geradezu paradiesische Verhältnisse herrschen dagegen im PC-Vertrieb freilich nur, weil weder die Münchner noch die Paderborner in diesem Bereich bisher etwas Nennenswertes auf die Beine gestellt haben. Man weiß deshalb nicht, was man mehr bewundern soll: die Lust der Münchner am Alleingang, der zum Untergang führen kann, oder ihr Vermögen, die Dinge nach außen positiv darzustellen, wo doch erkennbar kein Grund zur Selbstzufriedenheit besteht schon gar nicht, wenn die Überlegenheit der Japaner und Amerikaner auf technologischem Gebiet in Rechnung gestellt wird.

Aber war es nicht gerade das Ziel von Gemeinschaftsprogrammen wie "Esprit", in der Informationstechnik Europa den europäischen Herstellern zu erhalten? Dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt. Doch hat nicht Siemens immer wieder betont, wie wichtig der Esprit-Erfolg für die hiesige DV-Industrie sei - und nicht nur für diesem Sich abzukapseln, ist kein gutes Rezept. Etwas bewegen kann nur, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Doch Siemens schweigt. Man könnte meinen, Kaske habe sich bereits mit der IBM arrangiert. Aufgabe der eigenen DV-Identität? Undenkbar scheint das nicht? Nur sollte man es dann auch sagen.