Analysten zeigen sich skeptisch

Siemens nimmt Java für Mobiltelefone in Lizenz

06.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Sun hat einen Standard für Java-Software in Mobiltelefonen entwickelt. Jetzt gab Siemens eine entsprechende Lizenzvereinbarung mit Sun bekannt. Das Unternehmen will ausgewählte Handy-Modelle mit Java ausstatten. Analysten beäugen das Projekt jedoch mit Skepsis.

Siemens hat eine Lizenzvereinbarung mit Sun Microsystems zur Java-Technologie geschlossen. Sowohl verschiedene Mobiltelefone als auch Smart Devices der nächsten Generation sollen mit der "Java 2 Platform Micro Edition" bestückt werden. Erste Java-fähige Produkte sind für das erste Halbjahr 2001 geplant. Mit der Java 2 Platform Micro Edition können Mobilfunknutzer Anwendungen direkt vom Server einsetzen. Dies reicht von Spielen und Unterhaltungsprogrammen über ortsspezifische Informationen wie Veranstaltungshinweise oder Straßenpläne bis hin zu Sicherheitsfunktionen. Siemens verspricht sich von der offenen Plattform hervorragende Geschäftsmöglichkeiten bei Netzbetreibern und Application-Service-Providern (ASPs), die anspruchsvolle und personalisierte mobile Dienste entwickeln.

Analysten betrachten das Vorhaben skeptischer: Sie bezweifeln, dass Mobiltelefone leistungsfähig genug für Java sind, und halten das Ganze hauptsächlich für eine Marketing-Aktion. Java-Programme lassen sich - zumindest in der Theorie - ohne Anpassung auf einer Vielzahl von Geräten einsetzen, also etwa auf Handys von neun verschiedenen Herstellern. Nach der Erfindung in den 90er Jahren verbreitete sich Java zuerst in der Programmierung von Web-Seiten und E-Commerce-Servern. Über Jahre hinweg funktionierte die Sprache nicht auf kleinen Endgeräten mit begrenztem Speicherplatz und geringer Verarbeitungskapazität. Unterdessen hat Sun sein Produkt abgespeckt, während es auf Endgeräte mit größeren Displays und schnelleren Chips wartete.

Doch immer noch sind zu kleine Displays ein Hindernis für Java-Grafiken, -Animationen und -Multimedia-Präsentationen. Zwar haben etliche Hersteller versucht, auf dieses Problem eine Antwort zu finden, doch fielen die Lösungen zu teuer aus, um praktikabel zu sein. Auch die Eingabe von Informationen über eine Handy-Tastatur bleibt schwerfällig. Die Bandbreiten ändern sich nicht so schnell.