Alle Unternehmensbereiche betroffen

Siemens macht Ernst mit Offshore

26.03.2004
MÜNCHEN (CW) - Siemens-Chef Heinrich von Pierer will weit mehr Arbeitsplätze in osteuropäische Länder verlagern als bisher bekannt. Inoffiziellen Quellen zufolge könnten 10000 deutsche Jobs zur Disposition stehen.

Erst vor einigen Wochen hatte Siemens angekündigt, 2000 der 4500 Arbeitsplätze an den Produktionsstandorten Bocholt und Kamp-Lintfort nach Ungarn zu verlegen. Die Herstellung von Handys und schnurlosen Telefonen sei hierzulande wegen der hohen Personalkosten kaum noch zu rechtfertigen, hieß es zur Begründung.

Mittlerweile ist klar geworden, dass dies nur ein Anfang war. Presseberichten zufolge prüft der Konzern sämtliche Unternehmensbereiche daraufhin, ob sich Arbeitsplätze nach Osteuropa oder Asien verlagern lassen. Die Größenordnung soll im fünfstelligen Bereich liegen. Schon am 31. März wollen sich angeblich das Siemens-Management und Arbeitnehmervertreter im Zuge einer Wirtschaftsausschuss-Sitzung mit dem Thema befassen.

Offshoring wird in Deutschland zunehmend zu einem Thema, das weite Teile der Wirtschaft und Politik beschäftigt. Gerade erst hat der Deutsche Industrie- und Handeskammertag (DIHT) in einer Untersuchung über das Investitionsverhalten deutscher Unternehmen festgestellt, immer größere Teile der Wertschöpfung würden im Ausland erwirtschaftet. Insbesondere Exportunternehmen neigten dort zu erhöhten Investitionen, während sie hierzulande ihre Kapazitäten stagnieren oder gar schrumpfen ließen. Der DIHT stellte ferner fest, mittlerweile würden auch hoch qualifizierte Jobs ins Ausland abwandern und nicht mehr nur Massenfertigungstätigkeiten. Auch kapitalintensive Produktionen würden von Deutschland in Niedriglohnländer transferiert. (jm)