Geschäftsverlauf "noch" zufriedenstellend:

Siemens blickt mit Sorge in die Zukunft

16.04.1982

WIEN (eks) - Mit 9,4 Milliarden Schilling stieg der Umsatz von Siemens Osterreich um 15 Prozent. Zufrieden Ist das Unternehmen mit den Geschäftsbereichen Kommunikationstechnik, Energietechnik und bei den Bauelementen.

Nicht einfach ist eine Analyse der Geschäftsentwicklung der Siemens AG in Österreich. Die Umsatzsteigerung von 15 Prozent bezieht sich auf den von der Endabrechnung des Atomkraftwerks Zwentendorf bereinigten Vorjahresumsatz. Dieser wiederum war um zwei Prozent geringer als 1978/79, so daß in den letzten beiden Geschäftsjahren etwa fünf Prozent Umsatzzuwachs jährlich erreicht wurden.

Berücksichtigt man hingegen die erwähnte Endabrechnung, so ging der Umsatz um 28 Prozent zurück. Der Auftragseingang stieg mit 4,3 Prozent wieder im Schnitt der Vorjahre, nachdem sein Zuwachs im Geschäftsjahr 1979/80, in dem durch das Atomkraftwerk ohnehin ein Rekordumsatz gebucht werden konnte, 19 Prozent betragen hatte (siehe Tabelle).

Aufgrund des guten Geschäfts mit der Post- und Telegrafenverwaltung ist Siemens mit dem Bereich Kommunikationstechnik zufrieden. Das von Siemens vorgeschlagene digitale Telefonvermittlungssystem EWSD wurde als eines der beiden Basissysteme für die zukünftige Vermittlungstechnik ausgewählt. Der Geschäftsbericht schaufelt allerdings bereits an den Schützengräben für künftige Auftragsscharmützel für die über das Jahr 2000 hinaus dauernde Auseinandersetzung mit Northern Telecom, dessen Telefonsystem ebenfalls in Österreich eingesetzt werden soll. Es heißt: "Hier (in der Nachrichtentechnik) sind allerdings in der Folge Auftragsrückgänge zu erwarten, die sich auf die Beschäftigung im laufenden Jahr auswirken werden."

Weniger froh ist man mit der Medizintechnik. Siemens spürt verstärkten Druck japanischer und amerikanischer Mitbewerber und konnte den Umsatz bei 550 Millionen halten. Im Bauelementgeschäft stellt Siemens trotz gelegentlicher anderslautender Aussagen eine günstige Marktentwicklung fest. Die Bauelementetochter erzielte 783 Millionen Umsatz, der zu über 99 Prozent ins Ausland ging. Der Bau des Werkes Villach konnte abgeschlossen werden.

Behördenerfolge

Die Siemens Data GesmbH erzielte ihre wesentlichen Vertriebserfolge im Behördenbereich, Hatte man noch vor zwei Jahren geklagt, die öffentliche Verwaltung ließe Siemens links liegen (CW Nr. 19/80), so verweist man heute befriedigt auf das Verteidigungsministerium. Neun Siemens 7521 prüfen Osterreichs Jungsoldaten auf ihre Tauglichkeit. Auch das Bundesrechnenamt und die Allgemeine Unfallversicherung installierten in größerem Umfang Siemens-Hardware.

Da der Auftragseingang allerdings etwas hinter dem Wert des Vorjahres zurückblieb, könnte es zusammen mit dem aus Deutschland übergreifenden 6600-Problem Schwierigkeiten bei der Mannschaftsstärke geben. So offeriert das mit 800 (!) Mitarbeitern größte Softwarehaus Österreichs, der Bereich PSE von Siemens Data, mittlerweile heftig seine Dienste. Und zwar für beliebige Hardware. Für die Anwender mit knapper Entwicklungsmannschaft sicher eine Möglichkeit zum Preispoker.

_AU: