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Siemens bläst zur Attacke auf den US-Handymarkt

22.10.2002
Mit diversen neuen Handys und Partnerschaften will Siemens seine Präsenz in den USA ausbauen. Mit dem "S55" kündigte der Konzern aber auch ein Hightech-Gerät für den hiesigen Markt an.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei einem eigens in New York angesetzten Launch hat der Münchner Siemens-Konzern gestern eine Reihe von speziell für den amerikanischen Markt entwickelten Handys angekündigt. Außerdem präsentierte das Unternehmen sein erstes UMTS-Handy "U10" und das Hightech-Gerät "S55", das zum Weihnachtsgeschäft hierzulande in den Handel kommt.

"Wir sind gegenwärtig nur ein kleiner Player, aber wir sind hierher gekommen, um das zu ändern", kündigte Bernt Klein an, Chef der Wireless-Division. Möglich wird das US-Engagement durch den verstärkten Ausbau von GSM-Netzen - nach dem Telekom-Zukauf Voicestream Wireless (inzwischen T-Mobile) stellen auch AT&T Wireless und Cingular ihre Technik auf den früher nur in Europa und Asien gängigen Standard um.Die Yankee Group erwartet laut Siemens bis 2006 in Nordamerika ein Wachstum um 50 Prozent auf 200 Millionen Kunden.

GSM macht's möglich

Für das S55/56 gibt es eine Kamera mit Blitz. Fotos: Siemens
Für das S55/56 gibt es eine Kamera mit Blitz. Fotos: Siemens

"Wir glauben, dass wenn GSM hier richtig abhebt wir unseren Erfolg in Europa und Asien hier wiederholen können", erklärte ICM-Chef Rudi Lamprecht. Siemens ist mit einem weltweiten Marktanteil von rund neun Prozent viertgrößter Handyhersteller weltweit und verkaufte in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres Endgeräte für 3,3 Milliarden Euro. In den USA spielte der Konzern bislang aber praktisch keine Rolle, weil er keine T/CDMA-Geräte anbot.

Für den US-Markt stellte Siemens insgesamt fünf neue Geräte vor - die klassisch sprachzentrierten Modelle "A56" und "M46", die verspielten "C56" und "CT56" sowie das multimediale "S56", das als S55 auch hierzulande angeboten wird (dazu später mehr). Einige Geräte wurden exklusiv für US-Carrier entwickelt - das CT 56 beispielsweise für Cingular und das M46 für T-Mobile. AT&T hatte sich bereits zuvor für das "SX56" auf Pocket-PC-Basis entschieden. Sein Engagement in den Staaten unterstrich Siemens zusätzlich mit der Ankündigung, seine Abteilung Designaffairs werde zwei Niederlassungen in den USA eröffnen - eine im kalifornischen Mountain View, die andere in Seattle. Und auch die Investment-Tochter Mobile Accelerator lässt sich in Kalifornien nieder.

State of the Art: Das S55

Nachdem Siemens in Sachen Technologie zuletzt vor allem gegenüber der skandinavischen Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten schien - den Gadget-Markt machen derzeit Nokia mit dem "7650" und Sony Ericsson mit dem "T68i" unter sich aus -, kündigte der Konzern mit dem neuen S55 endlich wieder ein Handy an, das auch technikverliebte Nutzer begeistern kann.

Das S55 ist vollgestopft mit Hightech.
Das S55 ist vollgestopft mit Hightech.

Mit Triband (erstmals überhaupt bei Siemens - sieht man einmal ab vom "S40", das aber Bosch entwickelt hatte), GPRS, Bluetooth, Java, MMS (Multimedia Messaging), SyncML-Unterstützung, Farbdisplay (101 x 80 Pixel, sieben Textzeilen) sowie der als Zubehör ansteckbaren Kamera "IQP-500" mit integriertem Blitzlicht - das bietet noch kein anderer Hersteller - ist eigentlich alles an Bord, was den technophilen Mobiltelefonierer erfreut. Eine Infrarot-Schnittstelle, mehrstimmige Klingeltöne (wie Bitmap-Bilder auch downloadbar), Organizer-Funktionen mit PC-Synchronisation und Spiele und WAP 1.2.1 dürfen natürlich nicht fehlen. Ein 25 Gramm leichtes Bluetooth-Headset sowie ein passendes Kit für den Autoeinbau sind ebenfalls als Zubehör erhältlich.

Verpackt wurde das Ganze in ein ansprechendes Design. Das S55 misst 101 x 42 x 18 Millimeter und wiegt 85 Gramm. In Sachen Akkulaufzeit verspricht der Hersteller 300 Stunden Standby und 360 Minuten Sprechzeit. In Europa soll das Hightech-Handy ab Dezember dieses Jahres in den Farben "Arctic Blue" und "Sterling Silver" erhältlich sein, es wird im "gehobenen Preissegment" angeboten.

U10: UMTS made by Motorola

Zu guter Letzt gab es dann auch noch Siemens' erstes UMTS-Handy "U10", das technisch auf dem "A830" von Motorola basiert (Computerwoche online berichtete). Das Gerät funktioniert sowohl in W-CDMA-Netzen (Wideband Code Division Multiple Access) als auch Triband unter GSM/GPRS. Zur Ausstattung gehören ein Farbdisplay, eine integrierte Kamera, MMS und E-Mail, WAP 2.0, Java, Bluetooth und Infrarot. In Sachen Multimedia kann das Gerät mit MPEG4-Videoströmen sowie MP3- und AAC-Audio umgehen; die 2 MB interner Speicher lassen sich über MMC-Kärtchen ausbauen. Augewählten Netzbetreibern will Siemens ab Dezember erste Geräte für Tests zur Verfügung stellen. (tc)