Version 7.7 der Business-Intelligence-Plattform vorgestellt

Siebel drängt in den Analysemarkt

24.10.2003
MÜNCHEN (as) - Als Reaktion auf das rückläufige Geschäft will Siebel Systems künftig auch die hauseigene Analysesoftware stärker separat vermarkten. Sie kommt nun in Version 7.7 auf den Markt und wartet mit neuen Features für die Datenintegration, Data Mining, Offline-Arbeit, Workflows sowie Branchenlösungen auf.

Mit der "Siebel Enterprise Analytic Platform 7.7" und den "Siebel Customer Analytic Applications 7.7" will Siebel noch in diesem Quartal aktuelle Versionen seiner Analyseprodukte auf den Markt bringen. Sie bilden die ersten verfügbaren Bestandteile der für das Anfangshalbjahr 2004 angekündigten Version 7.7 der Suite für Customer-Relationship-Management (CRM) und stellen zugleich eine Zäsur der bisherigen Produktstrategie dar. Hatte Siebel nach dem Kauf des Analysespezialisten Nquire im Jahr 2001 dessen Technik zunächst eng in die eigene CRM-Umgebung integriert, so sollen die genannten Produkte künftig auch separat im lukrativen Markt für Business Intelligence (BI) platziert werden. Damit würde Siebel fortan mit Anbietern wie Cognos, Business Objects oder Microstrategy konkurrieren und zugleich gegenüber Wettbewerbern im CRM-Markt wie SAP, Peoplesoft oder Oracle, die alle bereits BI-Produkte bieten, stärker Position beziehen. "Kunden können die Analysesoftware einsetzen, ohne vorab unsere CRM-Produkte kaufen zu müssen. Schon heute gibt es solche Installationen", warb Stefan Sonntag, Executive Director Marketing & Alliances Central Europe. Lizenzpreise wollte der Manager angesichts der zahlreichen Optionen des Portfolios nicht nennen.

Das Geschäft lohnt sich

Von der Öffentlichkeit beinahe unbemerkt, verkaufte Siebel laut Untersuchungen von IDC allein im letzten Jahr Analysesoftware im Wert von fast 130 Millionen Dollar. Bot der Hersteller vor der Übernahme von Nquire für BI in erster Linie Reporting-Funktionen sowie Partnerprodukte etwa von Informatica, so steht nun eine Plattform bereit, die laut Sonntag vor allem in der Integration und Auswertung relationaler Daten aus operativen Systemen sowie aus einem Data Warehouse ihre Stärken zeigt. So nutzen nach Angaben des Herstellers heute rund 70 Prozent der Analytics-Anwender die Technik für die Auswertung von Informationen, die nicht in der Siebel-Datenbank liegen.

Im Einzelnen umfasst die Web-basierende Analytic Platform die Analyse-Engine "Siebel Analytic Server", der die Berechnungen und die Datenintegration übernimmt, das Datenmodell vorhält sowie eine Metadatenverwaltung und Caching-Funktionen bietet. Hinzu kommt mit Version 7.7 die Möglichkeit, dieselbe Client-Funktionalität auch offline nutzen zu können, sowie eine integrierte Data-Mining-Engine, die eine Schnittstelle zu gängigen Tools wie beispielsweise SPSS aufweist.

Zugriff von XML

Technisch interessant ist ferner der geplante Einsatz der neuen, derzeit noch in der Entwicklung befindlichen Schnittstelle "XML for Analysis" für den Zugriff von BI-Clients auf den Analytic Server sowie die Funktion "Guided Analytics". Hinter dieser verbergen sich vordefinierte Workflows, die laut Sonntag weniger geübten Anwendern bei einer strukturierten Auswertung der Abfrageergebnisse beispielsweise durch Wahloptionen hilft.

Weitere Bestandteile der Analysesuite sind eine konfigurierbare Portaloberfläche (Dashboard), das Tool für Ad-hoc-Abfragen "Siebel Answers" sowie die Komponente "Siebel Delivers". Letztere benutzt Agententechnik, die den Data Mart oder operative Systeme überwacht und Informationen und Warnmeldungen an Geräte wie E-Mail-Client, Pager, PDA oder Handy übermittelt. Darüber hinaus lassen sich laut Siebel Data-Mart-Lösungen aufbauen. Hier sind vorgefertigte, konfigurierbare und themenbezogene Analyseanwendungen erhältlich, die auf Best Practices beruhen, Hauptfunktionsbereiche aus allen Siebel-Anwendungen abdecken und laut Sonntag "Tausende vorgefertigter Metriken" mitliefern.

Breites Branchenspektrum

Entsprechende analytische Anwendungen gab es bisher für Sevice, Sales, Marketing, für Auswertungen im Partnergeschäft sowie für Führungskräfte zur Überwachung des operativen Geschäfts. Mit dem kommenden Release kündigt Siebel nun weitere Angebote für insgesamt 21 Industrien an, in denen der Hersteller bisher auch seine CRM-Lösungen vermarktet. Wie bei allen analytischen Anwendungen können solche Produkte die Implementierung beschleunigen, aber die möglichen Branchenanforderungen nicht komplett abdecken. Zudem sind die vertikalen Lösungen und ein Teil der Metriken nicht mit der kürzlich vorgestellten Mietsoftware "Siebel CRM On Demand" erhältlich.

Abb: Auswertungs-Tools nicht nur für CRM-Daten

Die Stärken von Siebels Analyseprodukt sollen auch in der Integration und Auswertung relationaler Daten aus operativen Systemen liegen. Quelle: Siebel Systems