Shadow-User-Konferenz in London mit mehr als 100 Teilnehmern:Verbaler Schatten über SNA-Konzept

16.06.1978

LONDON - Trotz der hochkarätigen Vorträge zum Thema "Datenfernverarbeitung - aktuelle Probleme und Lösungen von morgen" blieb die Konferenz der mehr als hundert Shadow-User im Londoner Penta-Hotel über weite Strecken eine pointierte IBM-Analyse. Ergebnis: IBM ist kein Technologie-Unternehmen, sondern bloßer Systemverkäufer.

So bissig formulierte Schnellredner Richard L. Currier jr., Vice President Marketing der Altergo Software Inc und vormals als Datenfernverarbeitungsprofi bei der NASA. Schon mit dem Titel seines Vortrags frotzelte Currier: "Wenn SNA die Lösung ist - was gibt's dann für'n Problem?" Seine Antwort war eine Mängelliste. Denn viele Anwender hätten die Vorzüge von SNA überschätzt und wären nun von der begrenzten Leistung enttäuscht. Für eine Reihe von Anwendern lohnten die Vorzüge von SNA den finanziellen Aufwand nicht, und für die Anwender, die am meisten durch SNA gewinnen könnten, tauge die vorhandene Technologie nichts.

Currier war dabei nicht einmal der Höhepunkt in der Redner-Riege: Vor ihm hatte sich Distributed-Processing-Spezialist David Hebditch mit dem ,,Glaubenskrieg" Minis und Mikros gegen Mainframer auseinandergesetzt. Hebditch ist überzeugt, daß es genügend Lösungen gebe, in denen Minicomputer bewiesen haben, für die Fernverarbeitung das bessere System zu sein. Ohne Zweifel seien die Mainframes zwar als "Multi-Stream-Batch-

Prozessoren" überlegen - aber bei der Fernverarbeitung würden die Minis die Großrechner verdrängen. Hebditch gab unter anderem das Gespräch mit einem IBMer wieder, wonach "wohl im Hinblick auf die E-Serie" (Hebditch) die EDV-Kosten bei IBM in diesem Jahr um den Faktor 3 sinken würden.

GES-Mann Michael Bauer rechnete den Zuhörern vor, daß bei Online-Installationen Datenbank-Systeme keinen schnelleren Zugriff auf Informationen bringen. Und sicher wird man durch Datenbahksysteme weder Hardware einsparen können noch EDV-Personal: "Der Mehraufwand, den eine pflegeleichtere Installation bringt, wird nicht kompensiert", kritisiert Bauer.

In den Workshops (die Vorträge der Shadow-User-Konferenz werden demnächst in der Computerwoche veröffentlicht) setzten sich die aus allen Erdteilen nach London gejetteten Anwender mit den neuen Features für Shadow (Quota II und ein Online-Mapping-Support) auseinander.