Neue Rack-Server Altix 350 nutzen Speicher gemeinsam

SGI geht den oberen Midrange-Markt an

23.01.2004
MÜNCHEN (ls) - Ein neuer Server von SGI, "Altix 350", lässt sich auf bis zu 16 Prozessoren ausbauen, die ein gemeinsames Memory nutzen. Das System könnte dem Unternehmen Zugang zu neuen Märkten eröffnen, aber SGI zögert.

Vor genau einem Jahr hat SGI das High-Performance-System "Altix 3000" auf den Markt gebracht. Das birgt bis zu 64 Itanium-2-CPUs und 512 GB Shared Memory. In Kürze folgt eine Variante mit doppelt so viel Prozessoren und Speicher. Die Nasa verwendet bereits ein Altix-3000-Cluster mit 512 CPUs. Der Bedarf an Rechen-Power scheint keine Grenzen zu haben - aber nicht nur nach oben. Bob Ciotti, Leiter im Ames Research Center der Nasa: "Im Midrange-Sektor gibt es klar erkennbaren Bedarf nach Systemen, die im Vergleich zu PC-Clustern bessere Skalierungseigenschaften mitbringen, aber dennoch pro Prozessor deutlich weniger kosten als Supercomputer-Systeme."

SGI kommt der Nachfrage mit einem radikal abgespeckten Hochleistungssystem entgegen, das gleichwohl wesentliche technische Eigenschaften des Big Iron Altix 3000 besitzt. Der Server Altix 350 ist in klassischer Rack-Bauweise ein "Brick" mit 2U Normbauhöhe, das sind 8,9 Zentimeter. In dem Gehäuse stecken eine oder zwei CPUs des Intel-Typs Itanium 2. Dabei besteht die Wahl zwischen 1 oder 1,4 Gigahertz schnellen Itanium-Varianten mit 1,5 MB Cache, der Version mit 1,3 Gigahertz Taktrate und 3 MB Cache oder dem Typ mit 1,5 Gigahertz und 6 MB Cache.

Im Server finden sich ferner 2 bis 24 GB Hauptspeicher und optional eine Festplatte oder ein DVD-Laufwerk. Von den vier PCI/PCI-X-Slots sind drei nicht belegt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, spezielle "Expansion"-Bricks zu erwerben, die ausschließlich oder im Mix Prozessoren, RAM-Speicher oder I/O-Ports enthalten. Der Ausbau kann also flexibel nach den spezifischen Anforderungen von Applikationen erfolgen, statt zum unnötigen Kauf von Prozessoren oder Speicher zu zwingen.

Numaflex für alle

Acht der Server- und Erweiterungs-Bricks lassen sich über "Numaflex"-Kabel miteinander verbinden. Damit haben auch die Altix 350 die Numaflex-Architektur. Das heißt, die Prozessoren greifen mit einer Bandbreite von 6,4 GB pro Sekunde auf einen gemeinsamen Speicher zu, das "Shared Memory". Insgesamt können also Systeme mit 16 CPUs entstehen, die über 196 GB Speicher verfügen. Oder ein einziger Prozessor nutzt den gesamten Speicher exklusiv, was für die vielen nicht parallelisierten Anwendungen interessant ist.

Darüber hinaus lassen sich mehrere 350er Systeme miteinander verbinden. Das geschieht - anders als bei der Altix 3000 - nicht über Numaflex-Kabel, sondern mit Gigabit Ethernet oder Infiniband. Das Shared Memory wird dabei nicht erweitert. Aber solch ein Cluster hat immerhin den Vorteil, dass seine Knoten mit maximal 16 CPUs ungewöhnlich groß sind und durch Shared Memory einen hohen Durchsatz mit sich bringen. Außerdem senken große Knoten die InfrastrukturKosten und reduzieren den Administrationsaufwand.

Der Server Altix 350 arbeitet unter dem Betriebssystem SGI Advanced Linux Environment, das auf Red Hat Advanced Server 2.1 aufbaut. Hinzu kommt die Erweiterung "SGI Propack", die Lösungen für das Management großer Datenmengen umfasst. Außerdem ist der Server für Suse Linux Enterprise Server 8 zertifiziert. Der Preis eines Doppelprozessor-Rack-Servers beträgt 11500 Euro. Der weitere Ausbau eines Systems kostet rund 5200 Euro pro CPU.

SGI positioniert den Rechner für das Technical Computing auf Abteilungsebene. Dieses Marktsegment steht nach Angaben von SGI für rund 40 Prozent der Umsätze im gesamten Technical-Server-Markt. Die dort bisher dominierenden Firmen wie Sun und Hewlett-Packard erhalten nunmehr Konkurrenz.

Neue Kunden ansprechen

Doch das ist nicht die einzige mögliche Marktorientierung. SGI schreibt in einer Presseerklärung, eine Altix 350 könnte auch "anspruchsvolle Datenbankumgebungen sowie Enterprise-Lösungen unterstützen". Das wäre eine Umkehr der seit 1999 vom damals neuen Management eingeführten Konzentration auf das Segment des Technical Computing. Doch eine Rückkehr zur Bedienung allgemeiner Business-Märkte wie in den frühen 90er Jahren soll es nicht geben.

Zwar spricht auch Robert Übelmesser, Geschäftsführer der deutschen SGI-Tochter, von der Altix 350 als "Server für das Highend-Enterprise-Computing". Gleichzeitig aber betont er, SGI bleibe weiterhin ausschließlich auf Technical Computing ausgerichtet. "Neue Märkte werden nur über Partner angegangen." Demzufolge könnte das SGI-Label künftig doch wieder in Business-orientierten Rechenzentren zu finden sein. (ls)