Servicegeschäft gut, Lizenzeinnahmen mager

Servicegeschäft gut, Lizenzeinnahmen magerJ. D. Edwards warnt vor Gewinneinbußen

19.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Geringere Einnahmen aus Lizenzverkäufen lassen den Umsatz des Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Anbieters J. D. Edwards im ersten Quartal 1999 (Ende: 31. Januar 1999) nicht wie erhofft steigen. Das Unternehmen warnte vor Gewinneinbußen. Der Kurs der Aktie stürzte daraufhin um mehr als 20 Prozent auf das Rekordtief von 13,5 Dollar.

"Die goldenen Zeiten im ERP-Markt sind vorbei", konstatierte Bruce Richardson, Analyst der AMR Research aus Boston, schon im vergangenen Herbst. Seine Prognosen bewahrheiten sich zunehmend. Denn nach Peoplesoft und SAP enttäuscht jetzt auch J. D. Edwards Analysten und Anleger. Von November 1998 bis Januar dieses Jahres werde der Umsatz nur um etwa 25 Prozent von 178 Millionen auf Werte zwischen 218 Millionen und 223 Millionen Dollar steigen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens aus Denver, Colorado. Damit entsprechen die Softwerker den Vorhersagen der Analysten, die für die nächsten Jahre lediglich ein Wachstum der großen ERP-Anbieter zwischen 20 und 30 Prozent für möglich halten.

J. D. Edwards Gewinn pendle sich nur zwischen zwei und vier Cent pro Anteil ein. Das ist Anlaß genug für eine Reihe von Analysten und Investment-Banken, die Aktie von "kaufen" auf "halten" zurückzustufen. Hatten sie doch in einer Befragung, die in den USA üblicherweise im Vorfeld der Bekanntgabe von Ergebnissen veranstaltet wird, neun Cent pro Anteil avisiert.

Analyst Andrew Roskill bringt es auf den Punkt: "1997 und 1998 sorgte die Jahr-2000-Seifenblase bei ERP-Anbietern für kräftige Zuwächse". Der Aktienkurs des seit Oktober 1997 an der New Yorker Börse notierten Unternehmens purzelte auf den bisherigen Tiefststand von 13,5 Dollar.

Nun zeigten sich die negativen Folgen des Jahr-2000-Problems: Wollten Unternehmen vor wenigen Jahren mit der Installation einer neuen Standardsoftware ihre IT über das Jahr 2000 retten, reiche die verbleibende Zeit dafür jetzt nicht mehr aus. Ungefähr zwölf bis 18 Monate veranschlagen Fachleute für die Einführung eines Pakets vom Kaliber der Hersteller J. D. Edwards, SAP oder Peoplesoft.

Die Lizenzeinnahmen von J. D. Edwards blieben im ersten Quartal 1999 aufgrund der geringeren Nachfrage mit 68 bis 70 Millionen Dollar auf Vorjahresniveau. Die mittlerweile recht große Kundenbasis bescherte den Softwerkern aber wenigstens in puncto Service und Consulting ein Plus von rund 40 Prozent. Die Einnahmen in diesem Bereich stiegen nach ersten Angaben auf 150 Millionen Dollar. Fachleute sehen darin einen Trend, der mindestens noch in diesem Jahr und in der ersten Hälfte des nächsten Jahres anhalten wird.

Bescherten den ERP-Anbietern in der Vergangenheit vor allem Lizenzverkäufe satte Gewinne, müssen sie in Zukunft einen Großteil ihrer Erträge durch das riskante und personalintensive Service- und Projektgeschäft erwirtschaften.