Service-Branche profitiert vom Hardware-Preisverfall

04.08.1978

HANNOVER (hö) - "ln gleichem Maße, wie die Hardwarepreise fallen und die Folgekosten steigen, gewinnt der EDV-Service an Bedeutung", heißt es im "RZ-mandant" (August 78), dem Wirtschaftsbrief für Kunden der VDRZ-Rechenzentren.

Dazu VDRZ-Geschäftsführer Lange-Hellwig: "Die Hardwarekosten machen mittlerweile nur noch 25 bis 30 Prozent (bei Universal-Rechnern) beziehungsweise 20 bis 35 Prozent (bei Kleinanlagen) der Gesamt-EDV-Kosten aus. "Das verleite vie-

le EDV-Benutzer zu einer "Milchmädchen-Rechnung", die zu begleichen "mehr und mehr den Service-Rechenzentren zufällt".

"Sauer auf IBM" - so die COMPUTERWORLD, der wir dieses Foto entnommen haben - ist ein im amerikanischen St. Louis ansässiger Anwender, der seinem Rechnerlieferanten und "dem Rest der Welt" etwas mitzuteilen hat: "IBM is a lemon."

Hier die Computerworld-Meldung im Wortlaut: IBM weiß, wer hinter der "Mitteilung" steht, weigert sich jedoch, den Namen des Anwenders bekanntzugeben. IBM meinte lediglich, daß das Schild "unfair" sei und daß Mitarbeiter der General

Systems Division "mit dem Kunden arbeiten", um seine Probleme so zu lösen, "wie es unter Geschäftsleuten üblich sei".

Nach Meinung des VDRZ-Geschäftsführers wird bei den EDV-Benutzern oft über den Daumen gerechnet: "Kauf-beziehungsweise Mietkosten plus Wartung - den Rest werden wir schon in den Griff bekommen. "Gerade aber dieser Rest - die Folge-

kosten - würde "kopflastig" und hätte zu einer Umstrukturierung bei den Rechenzentren geführt. Lange-Hellwig: "Immer weniger wird reine Rechnerzeit zur Verfügung gestellt, sondern versucht, den gesamten Bereich im Umfeld des Compu-

ters abzudecken." Er spricht sogar von einer "Image-Änderung der Service-Branche", die jetzt verstärkt betriebswirtschaftliche Beratung, die Berücksichtigung gesetzgeberischer Änderungen und Auflagen, häufig schon die Lieferung von

Hardware und EDV-Zubehör sowie die Betreuung von Datenfernverarbeitungs-Einrichtungen anbietet.

Lange-Hellwig benutzt die August-Ausgabe des "RZ-mandant" als Forum, "...ganz offen eine Frage zu bejahen, um deren klare Beantwortung sich Hersteller, Arbeitgeber und Gewerkschaften häufig drücken: Der Computer kann Arbeits-

plätze freisetzen. "Seiner Ansicht nach würde sich das Rationalisierungsinstrument Nr. 1 selbst ad absurdum führen, wäre er nicht in der Lage, die Produktivität "erheblich zu steigern" und mit "weniger Arbeitskräften" auszukommen,

als dies ohne ihn möglich sei. Auch die Argumente der Betroffenen, daß durch das Wachstum der Computerindustrie wiederum neue Arbeitsplätze geschaffen werden, sollten - so Lange-Hellwig - richtiggestellt werden: "Gefragt sind Spe-

zialisten. Und nur wer sich ständig weiterbildet, hat künftig eine Chance, seinen Arbeitsplatz nicht zu verlieren."