Im PC-Bereich herrscht hoher Konkurrenzdruck

Schulungsanbieter wollen sich mit Spezialthemen profilieren

22.11.1991

MÜNCHEN (hp) - Anwender klagen über eine Kostenexplosion im Weiterbildungsbereich, hört man dagegen die Anbieter, ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. Schulungsanbieter setzen vor allem auf Spezialthemen, da im PC-Bereich die Konkurrenz schon zu groß ist.

Während Standardschulungen im PC-Bereich durchschnittlich mit 500 Mark pro Seminartag zu Buche schlagen, muß der Wißbegierige bei übergreifenden Kursen wie beispielsweise "Strategisches Informations-Management" rund 800 Mark pro Tag investieren. "Die Anwender tun sich schwer, die Preise der PC-Kurse zu akzeptieren. Grund dafür ist eine Reihe von Wald- und Wiesenanbietern, die diese Seminare mit unterqualifizierten Dozenten sehr billig anbieten können", meint Michael Röchner, Marketing-Leiter bei der Integrata AG.

Das Preisniveau spiegele die Gehaltsforderungen der Dozenten wider. So, seien bei freien Trainern im PC-Bereich rund 500 Mark, bei speziellen Themen im SAP-Umfeld oder bei Verhaltenstraining gar 4000 Mark und mehr üblich. Hier zeigten sich auch die üblichen Marktmechanismen: Bei relativ anspruchsvollen oder neuen Themen wie DB2, SAP oder CASE liegen die Tagungssätze der Dozenten sehr hoch, da es in diesem Bereich noch relativ wenige Spezialisten gibt. "Weitet sich dieser Kreis aus, sinken wiederum die Preise", erklärt Röchner.

Neben den Lehrgängen belasten zudem Reisekosten wie Spesen und Hotelrechnungen das Weiterbildungsbudget der Anwender. "Dieser Kostenanteil nimmt rasant zu. Dazu kommen noch die relativ uneffektiven Reisezeiten.

Interne oder externe Seminare

Vor allem mittelständische Unternehmen schrecken vor den immensen Unterbringungskosten in größeren Städten zurück", erklärt Horst von der Mehde, Leiter des IBM-Beratungszentrums in München.

Deshalb ziehen Anwenderunternehmen zunehmend hausinterne Seminare ins Kalkül. Bei Integrata ist die Nachfrage nach internen und externen Seminaren gleich groß. Allerdings haben auch die insgesamt teureren externen Seminare ihre Vorteile: "Es gibt schon einige Unternehmen, in denen Lehrgänge in attraktiven Städten wie München einen Art Incentive-Charakter haben", kommentiert Röchner.

In diesem Zusammenhang fänden auch die Rahmenbedingungen der Seminare, etwa Abendveranstaltungen, von den Anwendern zunehmend mehr Beachtung.

Im PC-Bereich berichten die Weiterbildungsinstitute trotz der großen Nachfrage von einem erhöhten Konkurrenzdruck durch Billiganbieter, auf den sie mit hohen Qualitätsansprüchen und Spezialisierung reagieren.

So werden auch im Katalog der HMT Informationssysteme GmbH künftig weniger Standardangebote stehen. Für Schulungsanbieter sind die Dozenten das Aushängeschild. Ihre Qualität wird deshalb sorgfältig begutachtet, meist durch Fragebögen, die von den Kursteilnehmern ausgefüllt werden. Bei HMT versorgen sich auch die Kollegen untereinander mit Verbesserungsvorschlägen.

Um die Kosten etwas zu dämpfen, versucht das Münchner IBM-Bildungszentrum, die Lernzeiten zu reduzieren und so die Seminare zu komprimieren. Zudem engagiert sich das Unternehmen im Bereich der neuen Lernmedien wie Bildplattensysteme. "Durch die hohen Hardware- und Entwicklungskosten lohnen sie sich nur in den Fällen, wo vielen Mitarbeitern die gleichen Inhalte vermittelt werden", erläutert von der Mehde. Die immensen Kosten sind für Röchner auch der Grund für die langsame Entwicklung von Multimedia in Deutschland.

Computer Based Training (CBT) komme ebenfalls nur relativ langsam voran. Auch hier seien in erster Linie Kostengründe verantwortlich: "Die Entwicklung von CBT-Anwendungen ist sehr aufwendig und lohnt sich erst ab 2000 bis 3000 Benutzern."