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Schulkinder heimlich ausspioniert

30.05.2022
Von Redaktion Computerwoche
Laut Human Rights Watch haben diverse E-Learning-Apps Schulkinder unrechtmäßig im großen Stil ausspioniert und deren persönliche Daten abgegriffen.
Datenkrake Educational Technology? Eine Untersuchung von Human Rights Watch legt das nahe.
Datenkrake Educational Technology? Eine Untersuchung von Human Rights Watch legt das nahe.
Foto: Nocturlicious - shutterstock.com

Eine aktuelle Untersuchung von Human Rights Watch (HRW) hat 164 verschiedene Produkte aus dem Bereich Educational Technology (EdTech) unter die Lupe genommen. Diese sind in den 49 bevölkerungsreichsten Staaten zum Einsatz gekommen, um Pandemie-bedingte Homeschooling-Initiativen zu unterstützen. Das Ergebnis: 89 Prozent der untersuchten E-Learning-Produkte könnten Schulkinder heimlich getrackt und ausspioniert haben.

Politik am TechEd-Pranger

"Weil die Regierungen nicht dafür gesorgt haben, dass die von ihnen empfohlenen Online-Lernprodukte den Datenschutzstandards genügen, haben sie Unternehmen Tür und Tor geöffnet, um Kinder online, außerhalb der Schulzeit und in ihrem Privatleben zu überwachen", kommentiert Hye Jung Han, Children's Rights and Technology Researcher bei HRW.

Wie die Experten berichten, hätten 146 von 164 untersuchten EdTech-Produkten das Potenzial aufgewiesen, diverse Daten von Kindern abzugreifen - ohne deren Zustimmung oder der ihrer Eltern. Dazu gehörten beispielsweise:

  • Persönliche Informationen

  • Standortinformationen

  • Informationen über Familienangehörige und Freunde

  • Informationen darüber, welche Devices eingesetzt werden

Wie die Forscher schreiben, hätten die meisten Online-Lernplattformen Tracking-Technologien eingesetzt, um Schulkinder auch außerhalb ihrer virtuellen Klassenräume zu tracken. In einigen Fällen seien diese Praktiken irreversibel gewesen. Die gesammelten Daten dürften dem Report zufolge vor allem bei AdTech-Unternehmen gelandet sein: "Dabei nahmen einige Produkte Kinder mit Behavioral Advertising gezielt ins Visier. Indem sie die Daten aus dem Bildungsbereich nutzten, um Kinder mit personalisierten Inhalten und Werbung anzusprechen, haben diese Unternehmen nicht nur die Online-Erfahrungen von Kindern verzerrt, sondern auch riskiert, ihre Meinungen und Überzeugungen zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben zu beeinflussen, an dem sie besonders anfällig für manipulative Eingriffe sind. Viele weitere EdTech-Produkte übermittelten Daten von Kindern an AdTech-Unternehmen, die auf Behavioral Advertising spezialisiert sind oder deren Algorithmen bestimmen, was Kinder online zu sehen bekommen." (fm)