Vernebelungstaktik um Gewinn oder Verlust

Schreibt CA mit neuem Lizenzmodell rote Zahlen?

26.01.2001

Softwarehersteller CA bereitet den Finanzanalysten mit seiner Bilanz für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres, das am 31. Dezember 2000 zu Ende ging, einiges Kopfzerbrechen. Auf der einen Seite findet sich ein Gewinn von 247 Millionen Dollar beziehungsweise 42 Cent pro Aktie. Im Vergleich zum Vorjahresquartal, als ein Plus von 193 Millionen Dollar zu Buche stand, habe man den Gewinn deutlich steigern können, verkündeten die Verantwortlichen des Unternehmens. Auch die Erwartungen der Analysten, die von einem Gewinn von 40 Cent pro Anteilschein ausgegangen waren, seien übertroffen worden.

Doch während CA von einem Umsatz in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar spricht, nennt eine andere Tabelle der Bilanz lediglich Einnahmen von 783 Millionen Dollar. Damit hätte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal, als diese Aufstellung fast 1,7 Milliarden Dollar auswies, mehr als halbiert. In der Folge gibt der Softwarehersteller einen Verlust von 342 Millionen Dollar für das dritte Quartal an. Ein Jahr zuvor stand laut dieser Tabelle noch ein Plus von 401 Millionen Dollar auf der Habenseite.

Die Verantwortlichen begründen die verwirrende Bilanzaufstellung mit dem vor kurzem geänderten Lizenzmodell für die Softwareprodukte. So seien bereits zwischen 70 und 75 Prozent aller CA-Anwender von einem benutzerbasierten Preismodell auf ein Abonnementmodell mit monatlichen Mietkosten umgestiegen. Aus diesem Grund könnten 629 Millionen Dollar, die nach dem alten Modell eigentlich in die Bilanz einfließen müssten, nicht gezählt werden.

Da die Vertriebstaktik von CA in der Vergangenheit darauf angelegt war, die Kunden zu langfristigen Verträgen zu drängen, dürfte sich auch in den nächsten Quartalsveröffentlichungen das Verwirrspiel um alte und neue Zählweise fortsetzen. Sanjay Kumar, CEO von CA, zeigt sich jedoch zuversichtlich, was die Neuorientierung des Unternehmens betrifft. Außerdem sei zu erwarten, dass mit dem Start der neuen "Z900"-Serie von IBM auch das Geschäft mit Mainframe-Software wieder anziehen werde. Die abwartende Haltung vieler Mainframe-Kunden während der letzten Monate hatte die CA-Bilanzen der vorangegangenen Quartale getrübt.

Nach Ansicht von Analysten versucht CA mit dem neuen Preismodell, seine Umsatzpolitik auf stabilere Beine zu stellen. So hätten viele Kunden mit Vertragsabschlüssen oft bis zum Quartalsende gewartet, wohlwissend, dass man dann die Rabattspanne der Vertriebsleute, die ihre Vorgaben erreichen müssen, ganz ausreizen könne. Diese Taktik soll mit dem neuen Modell, das kontinuierliche Monatsmieten vorsieht, eingedämmt werden.