SCHOLZ REPORT Planung der CPU-Kapazität

10.10.1975

Diplomkaufmann Einar Scholz

Der Gesamtkomplex der Hardwareplanung läßt sich in mehrere Komplexe unterteilen. Einer der wichtigsten davon ist die Planung der CPU-Kapazität. Dies erstreckt sich sowohl auf die Hauptspeichergröße als auch auf die Geschwindigkeit der Zentraleinheit sowie das Drumherum wie Kanäle etc.

Planbarkeit überhaupt

Man hört in vielen Gesprächen mit EDV-Leitern oft das Argument, daß man eine CPU nicht im voraus planen könne. Diese Meinung kann man nur dann teilen, wenn überhaupt noch keine EDV in dem entsprechenden Unternehmen vorliegt es ist dann in der Tat sehr schwierig, die richtige CPU im voraus zu bestimmen. Da in den allermeisten Fällen auch keine klare Vorstellung vom Umfang der zukünftigen Verarbeitungsprobleme vorliegt, vergrößert sich das Problem dadurch wesentlich. Zudem ist die Ausbildung der bereits vorhandenen EDV-Mitarbeiter meist unvollkommen, da speziell eine EDV-Erfahrung in der praktischen Arbeit nicht vorliegt. Man kann in derartigen Fällen nur den Rat geben, sich nicht ausschließlich auf den oder die anbietenden Hersteller zu verlassen, sonst ist man verraten und verkauft.

Wichtig ist im Falle einer Neuplanung das Vorliegen einer Gesamtkonzeption die mindestens einen Zeitraum von 5 Jahren abdeckt. Dies ist deshalb so wichtig, weil damit die Unterdimensionierung der Zentraleinheit zu Beginn der EDV-Einführung vermieden werden kann.

Einfacher haben es EDV-Leiter, welche bereits über ein EDV-System verfügen. Hier liegen in vielen Fällen Accounting-Informationen vor, die wenigstens einen Anhaltspunkt der CPU-Auslastung geben können, so daß ein konkreter Anhaltspunkt gegeben ist. Zum anderen ist der Wechsel des Herstellers bei bestehenden EDV-Installationen in den allermeisten Fällen eine reine Utopie, so daß sich die, Entscheidungsfreiheit des EDV-Leiters, der schon eine EDV-Anlage installiert hat, weiter einschränkt.

Geschwindigkeit

Ein wesentlicher Gesichtspunkt der Zentraleinheitskapazität ist die der internen Geschwindigkeit. Bei den heutigen Betriebssystemen mit virtueller Speichertechnik und bei den schnellen Kanälen kommt diesem Kriterium eine entscheidende Bedeutung zu.

Es hat jedoch keinen Zweck, eine schnellere CPU zu installieren, wenn die Auslastung der Zentraleinheit lediglich bei 30 Prozent oder weniger liegt. Eine CPU-Aufstockung bringt aus der Sicht der Geschwindigkeit nur dann einen entsprechenden Nutzen, wenn, die CPU-Geschwindigkeit zum Engpaß des Systems geworden ist. Dies macht sich bei Multiprogramming-Systemen besonders dadurch bemerkbar, daß die Job-Laufzeiten (im Sinne von Verweilzeiten) nach und nach immer länger werden, ohne daß sich das Datenvolumen entscheidend vergrößert hätte.

Wenn also keine exakte Messung der Zentraleinheitsauslastung durch ein spezielles Meßverfahren des Herstellers oder eines Software-Hauses durchgeführt wird und auch nicht regelmäßig, Wiederholt ,wird, sollte man wenigstens die Laufzeiten wichtiger Jobs durch sein Accounting-System verfolgen. Im übrigen bieten die Hersteller die Messung der Zentraleinheit im Rahmen ihres normalen Service gratis an. Allerdings drängen sie diesen Service nicht gerade auf, man muß ihn anfordern.

Es kann vorkommen, daß die Zentraleinheit nach einer Aufstockung der Plattenperipherie wesentlich stärker ausgelastet wird als vor der Aufstockung. Dies ist in den meisten Fällen dadurch begründet, daß nun wesentliche Systemrestriktionen entfallen sind und nunmehr Arbeiten im Multiprogramming gegeneinander gefahren werden können, die vorher nicht parallel laufen konnten.

Speichergröße

In den Anfangszeiten der virtuellen Speichertechnik haben viele EDV-Leiter geglaubt, daß sie weniger Hauptspeicherkapazität benötigen würden. Diese Aussage gilt nur in ganz besonders geladenen Fällen, wenn etwa, ein umfangreiches Programm bisher mehrere hundert K benötigte, aber nur kurzzeitig die Anlage belegte. Es zeigt sich in den meisten Fällen, daß es sinnvoll ist, trotz VS den, Hauptspeicher erhöhen, um mehr Durchsatz zu bekommen. Dies gilt jedoch nur dann, wenn die Auslastung der Zentraleinheit im unteren Bereich (etwa bis zu 50 Prozent) liegt. Liegt die Auslastung der CPU wesentlich höher, so bringt die Hauptspeicheraufstockung möglicherweise gar keinen Nutzen mehr, weil nun durch die Senkung der Paging-Rate die CPU-Last so steigt, daß eine verstärkte Behinderung der Partitions durch die nunmehr zu langsam gewordene CPU einsetzen kann.