Schnitt-Stelle statt Schnittstelle zwischen DV und Fertigung

27.03.1987

"Es gibt immer mehr Schnittstellen zwischen der DV und der Produktion", formuliert Gregor Wels, DV-Leiter der Frankfurter Hartmann & Braun AG, den allgegenwärtigen Trend zur computerintegrierten Fertigung. Aus diesem Grund würden die meisten der befragten DV-Fachleute und Fachabteilungsleiter gerade aus den Maschinenbauunternehmen gern auch zur Hannover-Messe Industrie fahren. Nicht alle haben jedoch die Möglichkeit dazu. Wie Wels muß auch Stefan Jakob, CAD-Software-Entwickler bei der DSD Dillingen Stahlbau GmbH, Saarlouis, mit dem CeBIT-Besuch vorliebnehmen. Gerd Ulmer, Konstruktionsleiter bei der Hüller Hille GmbH, Ludwigsburg, nimmt hingegen - wenn auch widerstrebend - die zweimalige Anfahrt in Kauf, um sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen. "Notgedrungen" kommt auch Gerhard Elies, DV-Leiter der Hamburger Ross Industrie GmbH, im April wieder nach Hannover, denn "ein wesentlicher Teil" seines Interessengebietes wurde auf der CeBIT gar nicht abgedeckt. Nahezu übereinstimmend erklären die hier zu Wort kommenden Besucher, daß die als CIM-Forum angebotene Halle 18 "eigentlich vor allem eine CAD-Halle" war. qua

Gerhard Elies

Assistent der Geschäftsleitung und Abteilungsleiter DV, Ross Industrie GmbH, Hamburg

Ich war auf der CeBIT und werde notgedrungen auch zur Hannover-Messe Industrie fahren. Denn der Bereich der mich interessiert, war auf der CeBIT schwerpunktmäßig gar nicht mehr vertreten. Es fehlten viele große CAD-Hersteller. Ich habe nachgefragt, warum sie nicht auf der CeBIT waren. Ihre Antwort lautete, daß sie sich stärker in Richtung Werkzeugmaschinen orientieren. Diese Hersteller werden deshalb auf der Industrie-Messe ausstellen.

Leider wußte ich, bevor ich zur CeBIT fuhr, noch nicht, daß dort ein wesentlicher Teil meines speziellen Interessengebietes nicht abgedeckt werden würde. In der sogenannten ClM-Halle 18 wurde eigentlich nur CAD gezeigt. Für mich persönlich wäre es günstiger, wenn beide Messen zu einem Zeitpunkt stattfinden würden, auch wenn ich nicht weiß, wie das räumlich zu bewerkstelligen wäre.

Gregor Wels

Abteilungsleiter Organisation und Datenverarbeitung, Hartmann & Braun AG, Frankfurt

Im Hintergrund meines Interesses steht selbstverständlich die Aufgabenstellung des Unternehmens; in unserem Fall ist das die Meß-, Steuer- und Regeltechnik sowie die Prozeßautomatisierung. Von daher würde ich gern auch zur Hannover-Messe Industrie fahren. Leider ist das aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Allerdings muß ich zugeben, daß ich in den vergangenen Jahren, als die beiden Messen noch vereint waren, wiederum aus zeitlichen Gründen nicht dazu gekommen bin, mir alle Stände anzusehen, die für mich interessant gewesen wären.

Es ist mir auf der CeBIT in diesem Jahr nur an einem einzigen Stand gelungen, ein wirkliches Fachgespräch zu führen. Das Gedränge ist einfach zu groß. Aus diesem Grund ist eine solche Messe nicht unbedingt dazu geeignet, intensive Gespräche zu führen. Sie soll vielmehr Informationen und Anregungen vermitteln, um später dann die Punkte, die besonders wichtig waren, zu vertiefen.

Wenn ich zur Hannover-Messe Industrie fahren könnte, würde ich dort versuchen, Gespräche zu den Themen Logistik, Transportwesen und Fertigungsroboter zu führen. Das sind Bereiche, die uns auch interessieren müssen. Letztendlich hängen sie mit der Datenverarbeitung zusammen, es gibt immer mehr Schnittstellen zwischen der DV und der Produktion.

Insofern sehe ich auch keinerlei Vorteile in der Aufspaltung der Hannover-Messe - im Gegenteil: Wenn die beiden Messen zum selben Zeitpunkt stattfinden würden, müßte das Publikum zwangsläufig Prioritäten setzen. In der Folge wäre der Andrang vor allem in der Halle I - auch wenn das im ersten Moment paradox erscheint - nicht mehr so groß.

Stefan Jakob

CAD-Software"Entwickler, DSD Dillingen Stahlbau GmbH, Saarlouis

Ich bin gelernter Maschinenbauer und würde schon gern auch zur Hannover-Messe Industrie kommen. Aber ich arbeite in unserem Unternehmen als Software-Entwickler; deshalb war von vornherein klar, daß ich nur die CeBIT besuche. Ich vermute aber, daß andere Mitarbeitet des Unternehmens zur Industrie-Messe fahren werden.

Mein Interesse liegt besonders im CAD-Bereich. Leider vermisse ich hier einige kleinere Anbieter. Außerdem konnte einiges besser organisiert werden. Weil die CAD-Systeme sich nicht nur in der Halle 18 konzentrieren, sondern auch die PC-Welt. berühren, verliere ich zuviel Zeit mit dem Hin- und Herlaufen. Viele Aussteller, die unter anderem auch ein CAD-System im Angebot haben, präsentieren es nämlich zusammen mit den übrigen Ausstellungsstücken und nicht in der sogenannten CIM-Halle, die eigentlich vor allem eine CAD-Halle ist.

Eine größere Halle wäre nur teilweise eine vernünftige Lösung. Einer meiner Freunde war im Oktober zur "Systems" in München; seine Meinung lautete: "Klassen besser!"

Gerd Ulmer

Abteilungsleiter Konstruktion und elektronische Steuerungen, Hüller Hille

GmbH, Ludwigsburg

Ich werde zur Industrie-Messe wieder nach Hannover kommen, auch wenn mein Anreiseweg relativ lang ist. Mein eigentlicher Interessenbereich wird zwar eher auf der Industrie-Messe abgedeckt,

aber die CeBlT ist für mich nicht weniger interessant. Das was dort gezeigt wurde, tangiert unseren Bereich genauso, und die vorgestellten Entwicklungen sind für uns wichtig.

Ich bin vor allem gespannt darauf, wieviel von dem, was auf der CeBIT gezeigt wurde, auf der Industrie-Messe noch einmal zu sehen sein wird; im letzten Jahr war ich nämlich nur auf der Industrie-Messe. Dort habe ich dann doch einiges vermißt, und deshalb wollte ich in diesem Jahr beides betrachten. In den Jahren davor habe ich auf der ungeteilten Hannover-Messe jedesmal auch das CeBIT angesehen.

Wir stellen Werkzeugmaschinen her; Rechner setzen wir in erster Linie nur für übergeordnete Diagnose- und Verwaltungsaufgaben ein. Speicherprogrammierbare Steuerungen wurden aber auf der CeBIT überhaupt nicht gezeigt. In der Halle 18 wurde dieser Bereich zwar berührt, aber der eigentliche ClM-Prozeß von der Konstruktion bis zum fertigen Produkt war dort nicht abgedeckt. Ich habe in der Tat nicht viel mehr als CAD gesehen.

Auf der CeBIT wurden Entwicklungen und Trends gezeigt, die wir nicht ganz unberücksichtigt lassen können. Wir müssen in Gesprächen mit unseren Kunden einfach immer auf dem aktuellen Stand der Technik sein. Und das Gebiet der Datenverarbeitung ist in diesen Gesprächen immer wieder ein wichtiges Thema. Wenn ich nicht dagewesen wäre, hätte ich bestimmt etwas versäumt.

Deshalb bedauere ich es, daß die Messe geteilt wurde. Von unserem Standpunkt aus war es günstiger, als alles beieinander war.