Schnelles Ethernet und ATM ergaenzen sich laut Chairman Sherer Fast-Ethernet-Standard soll im November verabschiedet werden

08.07.1994

HONGKONG (IDG) - Am Fast-Ethernet-Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Zum einen entstand im HP-IBM-Lager mit "100VG-Anylan" eine ungeliebte Konkurrenz, zum anderen setzen immer mehr Hersteller auf die Switching-Technologie, um die Bandbreite zu erhoehen. Mit Paul Sherer, Chairman der Fast-Ethernet-Allianz und Entwicklungschef bei 3Com, sprach unsere Kollegin Colleen O'Hara von der "Computerworld Hong Kong" ueber diese Entwicklung.

CW: Mit dem Vorschlag von HP und IBM gibt es nun zwei Alternativen fuer ein schnelles Ethernet. Ist damit die Chance fuer einen einzigen Standard vertan?

Sherer: Nein, soweit es die Fast-Ethernet-Allianz betrifft, wird es nur einen Standard geben, naemlich das Fast Ethernet.

CW: Und was ist mit dem Entwurf des VG-Forums?

Sherer: Der hat fuer mich nichts mit Ethernet zu tun. Wenn das HP- Verfahren Ethernet ist, dann ist auch FDDI eine Ethernet-Methode, da Sie mit dieser Technologie ebenfalls Ethernet-Frames uebertragen koennen.

CW: Spass beiseite, warum hat VG-Anylan fuer Sie nichts mehr mit Ethernet gemeinsam?

Sherer: Ein wesentliches Merkmal des Ethernets ist das CMSACD- Verfahren ( Carrier Sense Multiple Access Collision Detect, Anm. d. Red.) - und genau diesen Mechanismus will HP durch einen neuen ersetzen.

CW: Lassen wir die Konkurrenz einmal beiseite. Wie steht es um die Standardisierung Ihres Vorschlages?

Sherer: Eine Arbeitsgruppe des IEEE arbeitet bereits an einem Standard fuer das Fast Ethernet. In Sachen schnelles Ethernet befasst sich die 802.3-Gruppe des IEEE mit dem Standardisierungsprozess. Dabei hat die Kommission unter den eingereichten Vorschlaegen auszuwaehlen und den gewaehlten dann in einem Abstimmungsverfahren zu bestaetigen. Ich gehe davon aus, dass die Gruppe mit diesen Schritten noch im Juli beginnt, so dass wir im November mit einem Ergebnis rechnen koennen.

CW: Wird der abschliessende Standard auch die Verkabelungsfrage endlich regeln?

Sherer: Wir haben entsprechende Vorschlaege beim IEEE eingereicht und hoffen, dass die drei Loesungen 100Base-T4, 100Base-FX sowie 100Base-TX die Zustimmung des Gremiums bekommen.

CW: Ihre Vorschlaege bedeuten fuer den Anwender konkret?

Sherer: Unter 100Base-T4 verstehen wir eine vierpaarige UTP- Loesung, fuer die Kabel der Kategorie 3, 4 oder 5 verwendet werden sollten. Fuer 100Base-TX reichen dagegen zweipaarige STP-oder UTP- Leitungen aus. Allerdings muessen die Kabel der Kategorie 5 entsprechen.

CW: Das klingt ja alles ganz nett, aber macht Fast Ethernet im Zeitalter des Switching ueberhaupt noch einen Sinn?

Sherer: Ich bin davon ueberzeugt, dass die Anwender in der Art und Weise, wie sie heute die Switching-Technolgie in 10 Mbit/s-Netzen einsetzen, diese spaeter auch in 100 Mbit/s-Umgebungen verwenden werden. Ausserdem glaube ich nicht, dass sie ihre Bandbreitenprobleme wirklich durch Switching loesen. Letztendlich kommen sie um eine reale Erhoehung der Bandbreite nicht herum. Sicherlich wird Fast Ethernet aber zuerst als Verbindung zwischen Servern und Switches eingesetzt werden.

CW: Und wie sieht es im Vergleich zu ATM aus?

Sherer: Die beiden Technologien ergaenzen sich prima. ATM wird im Back-end-Bereich kommen, waehrend Fast Ethernet in den Workgroups eine Rolle spielen wird.