Schmiergelder an staatliche Telefongesellschaft Chef von Siemens Italien unter Korruptionsverdacht verhaftet

28.05.1993

MAILAND (CW) - Offenbar haben nicht nur italienische Unternehmen versucht, durch Schmiergeldzahlungen an korrupte Politiker lukrative Auftraege an Land zu ziehen. In der vergangenen Woche ist der Chairman und CEO der italienischen Siemens Spa Giorgio Scanavacca verhaftet worden, weil er umgerechnet 2,4 Millionen Mark an einen Direktor der staatlichen italienischen Telefongesellschaft Asst gezahlt haben soll.

Sollten sich die Vorwuerfe gegen Scanavacca erhaerten, dessen Bestechungsversuche auf Ende der 80er Jahre datiert werden, waere Siemens das dritte auslaendische Unternehmen, dem der Mailaender Magistrat vorwirft, Schmiergelder bezahlt zu haben, um Auftraege der Asst zu ergattern. Bei den anderen beiden handelt es sich der "Financial Times" zufolge um

Ericsson und die britische GEC Marconi. Unter Berufung auf "gewoehnlich gut unterrichtete Informanten im Magistrat" wird erwartet, dass die Untersuchungen auf weitere auslaendische Unternehmen ausgeweitet werden, berichtet das englische Wirtschaftsblatt weiter.

In den vergangenen fuenf Jahren sollen rund 26 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern gezahlt worden sein, die in erster Linie von dem inzwischen ebenfalls inhaftierten Asst-Direktor Giuseppe Parrella fuer die grossen politischen Parteien eingesammelt worden waren. Seiner Kooperationsbereitschaft ist es den Mailaender Staatsanwaelten zufolge unter anderem zu verdanken, dass Carlo de Benedetti die Verwicklung von Olivetti (siehe CW Nr 21. vom 21. Mai 1993, Seite 1) in den Korruptionsskandal oeffentlich bekannte.