US-Statuten als Vorbild

Schärfere Regeln für Finanzanalysten

27.07.2001
FRANKFURT/M. (CW) - Hightech-Aktien sind weltweit eingebrochen. Wer dadurch Verluste zu beklagen hat, ist häufig den Kaufempfehlungen von Analysten aufgesessen. Neue Regeln für die Marktbeobachter sollen jetzt vor schädlicher Beeinflussung schützen.

Nicht nur in den USA ist die Branche der Analysten in die Kritik geraten. Vor allem in Deutschland hat die Beratergilde nach dem jähen Absturz des Neuen Markts herbe Schelte einstecken müssen. Allerdings gehen die amerikanische Justiz und Politik viel härter gegen Missstände vor, als es bisher in Europa geschehen ist. Derzeit laufen mehrere zivile Gerichtsverfahren und Untersuchungen der Börsenaufsicht gegen Analysten. Denn trotz der schon lange geltenden Regeln der American Association of Investment Management and Research (AIMR) wurden die Aktien vielfach zu optimistisch bewertet. Nahe liegender Grund hierfür ist die Aussicht auf weitere lukrative Aufträge für Börsengänge und Fusionen der betreffenden Konzerne, denn das Netz zwischen Firmen, Analysten und Banken ist eng geknüpft.

Der US-Bankenverband hat nun das AIMR-Statut weiter entwickelt, um die Arbeit der Analysten transparenter zu machen. So müssen künftig Analysten offen legen, ob sie besprochene Aktien selbst besitzen, und die Beteiligung ihrer Bank am Börsengang einer Firma erläutern. Sie dürfen ihre Studien nicht mehr dem eigenen Finanzhaus vorlegen, und ihr Gehalt sollte nicht an Provisionen geknüpft sein. In Deutschland gibt es ähnliche Bestrebungen.

Die deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) arbeitet an strengeren Regeln, die dem internationalen Standard entsprechen. So dürfen Analysten Aktien, die sie dauerhaft beobachten, nicht mehr handeln. In diesem Punkt reicht das hiesige Vorgehen über die AIMR-Regeln hinaus. In anderer Hinsicht nimmt es der deutsche Kodex hingegen nicht so genau: So wird weniger auf Objektivität geachtet als in dem US-Vorbild, zudem verschwinden etwa die Pflichthinweise oft im Kleingedruckten.