Datenerfassung im Bankgeschäft

Saubere Daten durch mehr Intelligenz

10.10.1975

SAARBRÜCKEN - Es gibt Konstellationen im Bereich der Datenerfassung, bei denen Lochkarten- und Lochstreifengeräte nicht mehr und Bildschirm-Terminals noch nicht die adäquaten Hilfsmittel zur Lösung der Problemstellung sind. Wenn es dann noch darum geht, die Datenerfassung in größeren Organisationen zu dezentralisieren und im konkreten Fall an zwei bis drei Sachbearbeiterplätze zu bringen, dann erweisen sich auch Datensammelsysteme als ungeeignet. Und genau diese Voraussetzungen waren bei der Privat-Bank Röchling Bank in Saarbrücken gegeben, als es Ende 1974 darum ging, das Arbeitsgebiet "Auslandsabrechnung" in das EDV-Gesamtkonzept einzubeziehen. Diese Bank mit 14 Filialen im Saarland und in Rheinland-Pfalz betreibt alle Sparten des Geld- und Kreditgeschäftes.

Der Automatisierung des Aufgabenbereiches in der Fachabteilung Ausland ging eine detaillierte Organisations - und Systemplanung voraus. Die Arbeitsabläufe wurden - mit dem Ziel "Personaleinsparung" - reorganisiert: und ein Anforderungskatalog für die Datenerfassung aufgestellt. Das EDV-System hatte die Röchling Bank schon .- eine IBM 370/125. Eine möglichst problemlose Datenerfassung für das Auslandsgeschäft - nicht mehr und nicht weniger - stand nun auf der Wunschliste des EDV-Leiters Jürgen Lehmann obenan: "Jeder Auftrag - ob Überweisung, Zahlungseingang und -ausgang, Scheck oder Wechsel - ist anders gelagert, so daß es entscheidend auf die Flexibilität des DE-Systems ankommt." Das waren die Anforderungen im einzelnen:

- Umfangreiche Eingabeprüfungen (Formale, Prüfziffern, Plausibilität),

- einfache Bedienung und Bedienerführung durch das System,

- Korrekturmöglichkeit,

- Datenaufzeichnung auf Magnetband,

- und natürlich ein günstiges Preis-/Leistungsverhältnis.

In der Auslandsabteilung der Röchling Bank fielen täglich etwa 200 Geschäftsvorfälle an, so daß ein Datensammelsystem von vornherein ausschied. Lehmann: "Wir wollten doch nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen." Lehmann entschied sich für ein System, das unterhalb der Datensammelsysteme anzusiedeln ist: Das frei programmierbare Datasaab System M mit Bildschirm und Datenaufzeichnung auf Magnetbandkassette. Anfang 1975 wurden zwei Gerate installiert. Konfiguration: Zentraleinheit mit 8 K Bytes Hauptspeicher, Eingabetastatur, Bildschirm und Magnetbandkassette. Einer der beiden Datenerfassungsplätze, die unabhängig voneinander arbeiten, ist mit einem Konverter für das Umsetzen der auf Kassetten gespeicherten Daten auf EDV-kompatible Magnetbänder (9-Spur, 800 bpi) ausgestattet.

Der Kaufpreis für ein so konfiguriertes System beträgt 86 000 Mark. Durch den

Einsatz der Datasaab-Erfassungsgeräte wurde wie Lehmann erklärt - Schreibarbeit aus der Abteilung herausgenommen. Wo früher drei volle Mitarbeiter und eine Halbtagskraft damit beschäftigt waren, Belege aufzubereiten, Bewertungen zum Tageskurs vorzunehmen und Adressen mit der Schreibmaschine zu schreiben, da sind heute nur noch zwei Schreibearbeiterinnen nötig, die den gesamten Arbeitsanfall mit Hilfe der zwei "intelligenten" Erfassungsplätze bewältigen.

Und so werden die einzelnen Geschäftsvorfälle der Fachabteilung Zug um Zug abgewickelt (siehe Abbildung): Jeder Auftrag erhält ein Eingabe-Schlüsselblatt mit Angaben wie Auftragsart, Währungsschlüssel, Valuta und Provision. Die Datenerfassung erfolgt in beliebiger Reihenfolge der Auftragsarten. Das System stellt die zu einem Auftrag erforderliche Maske auf dem Bildschirm bereit, so daß die Bedienerin mit einem Blick sehen kann, was in welche Felder sie eingeben muß. Die Felder werden auf dem Bildschirm in der tatsächlichen Länge angezeigt und ein Curser weist auf die Stelle hin, für die die nächste Eingabe erfolgen muß. Sofort nach der Feld-Eingabe werden softwaregesteuerte Eingabeprüfungen durchgeführt mit dein Ergebnis, daß fehlerhafte Eingaben zurückgewiesen und nur korrekte Eingaben auf die Magnetbandkassette Übertragen werden. Die Kontrolle erfolgt visuell am Schirm, nur geprüfte, "saubere" Daten werden also zur Konvertierung freigegeben. Lehmann: "Es kommt nicht mehr vor, daß Daten von der 370-Anlage abgewiesen werden." Womit ein weiterer Effekt erreicht wurde - quasi als Abfallprodukt: Die Entlastung des Rechners von der Prüfung und Aufbereitung der Daten,

Bei allen Vorteilen sieht Lehmann die Offline-Erfassung auf Magnetbandkassette nur als Zwischenlösung an. Er steckt mitten in der Planung eines Online-Informations- und Auskunftssytems, das den Einsatz von Bildschirmgeräten erfordert.