SAP will Oracle Kunden abjagen

25.01.2005
Der Kauf von Tomorrow Now soll unzufriedene Peoplesoft-Anwender locken.

Tomorrow Now bietet Support- und Wartungsservices rund um Softwareprodukte von Peoplesoft und J.D.Edwards an. SAP hat den Dienstleister gekauft, um den bei Oracle gelandeten Peoplesoft-Kunden eine Migration auf die eigene Produktlinie schmackhaft zu machen. Der Dienstleister soll als eigenständiges Tochterunternehmen arbeiten. Zum Kaufpreis sagten die Walldorfer nichts.

2000 Firmen im Visier

SAP hofft in erster Linie auf einen Seitenwechsel von Unternehmen, die neben Peoplesoft- oder J.D.-Edwards-Applikationen auch SAP-Produkte einsetzen. Schätzungen zufolge sind dies etwa 2000 Unternehmen weltweit. Doch auch Anwendern, die bislang keine SAP-Software einsetzen, werde man sicher nicht die Tür weisen, werben die Badener.

Kaufen die Anwender eine "Mysap"-Lizenz, kommen sie in den Genuss des neuen "Safe-Passage"-Programms. Neben der herkömmlichen Wartung der SAP-Systeme beinhaltet das Angebot auch Support für die Peoplesoft-Produkte. An Wartungsgebühren verlangt SAP dafür 17 Prozent des Lizenzpreises. Bei einer zügigen Migration auf SAP-Software noch im laufenden Jahr rechnen die Walldorfer 75 Prozent des Kaufpreises der Peoplesoft-Software auf die Mysap-Lizenz an. Welcher Prozentsatz in den kommenden Jahren gelten wird, wurde bislang nicht verraten. SAP zufolge können die Kunden frei entscheiden, wann sie eine Migration in Angriff nehmen wollen. Zusätzlich sollen die Anwender die Möglichkeit haben, ihre Applikationen über SAPs Integrationsplattform "Netweaver" zu verknüpfen. Netweaver enthält Konnektoren zu Peoplesoft- und J.D.-Edwards-Produkten. Die Offerte gilt weltweit.

Kunden erhielten mit dem Safe-Passage-Programm Planungssicherheit, verspricht Peter Graf, Vice President Market Strategy bei SAP. Die Wartungskosten lägen deutlich unter den 20 Prozent, die Oracle fordere. Letztendlich kämen die Peoplesoft- und J.D-Edwards-Anwender auch bei Oracle nicht an einer Migration vorbei. Der Rivale werde seine Kunden bis spätestens 2013 zum Umstieg auf "Project Fusion" zwingen. Mit SAPs Wartungsangebot könnten die Anwender in einem ähnlichen Zeitfenster planen. Der Support orientiert sich an dem "5-1-2"-Programm, wonach die Applikationen fünf Jahre unter die Standardwartung fallen, die in der Folge um ein beziehungsweise zwei weitere Jahre zu erhöhten Gebühren verlängert werden kann.

Neben dem Safe-Passage-Angebot soll es die bestehenden Tomorrow-Now-Services weiter geben, versichert Graf. Damit können Peoplesoft-Anwender auch künftig für zirka die Hälfte der Herstellergebühren Wartung für ihre Softwaresysteme einkaufen. Diese Dienstleistungen beinhalten jedoch nur die Implementierung von Bug Fixes und gesetzlichen Änderungen. Wer auch in Zukunft auf aktuelle Releases der Peoplesoft- und J.D.-Edwards-Produkte angewiesen ist, muss seinen Wartungsvertrag bei Oracle verlängern.

Abwarten und dann verhandeln

SAPs Angebot sei verlockend und aggressiv, meint Joshua Greenbaum, Analyst von Enterprise Applications Consulting. Man müsse jedoch abwarten, wie viele Anwender davon Gebrauch machten. Auch Jim Shepherd, Analyst von AMR Research, nennt die SAP-Offerte beachtenswert. Auch wenn nicht unmittelbar ein Umstieg auf SAP geplant sei, könnten Kunden ihre Software bei Tomorrow Now unterstellen und erst einmal abwarten. Generell erweitere sich der Verhandlungsspielraum. (ba)