Trotz allgemeiner SCM- und CRM-Flaute

SAP sieht sich voll auf Kurs

14.09.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Gewinnwarnungen einiger SAP-Konkurrenten haben auch den Aktienkurs der Walldorfer in den vergangenen zwei Wochen zum Teil erheblich gedrückt. Bei SAP zeigt man sich zwar besorgt wegen der Konjunkturentwicklung, hält aber noch an den gesteckten Zielen fest.

Inzwischen redet auch SAP-Vorstandssprecher Hasso Plattner von einem angesichts der weltweiten konjunkturellen Entwicklung unsicheren Marktumfeld. Er sieht darin jedoch keinen Anlass, die für 2001 getroffenen Umsatzprognosen zu revidieren. Nach wie vor hält der Softwarekonzern an seinem Ziel fest, in diesem Jahr ein Plus von 20 Prozent zu erwirtschaften. Seinen Optimismus untermauert Plattner auch mit der Beobachtung, dass in schwierigen Zeiten die Aufträge für betriebswirtschaftliche Standardsoftware vermehrt an etablierte Softwareanbieter gingen, weshalb der Marktanteil seines Unternehmens wachse.

Ob es den Walldorfern weiterhin gelingen wird, gegen den Branchentrend zu schwimmen, dürfte sich in diesem Monat herausstellen: der letzte und damit umsatzstärkste des dritten Quartals. Die Ausgangsposition dafür ist zumindest nicht schlecht. Besonders in den momentan eher trägeverlaufenden Wachstumsmärkten für Supply-Chain-Management(SCM) und Customer-Relationship-Management (CRM) verzeichnete SAP im Vergleich zum gesamten Produktgeschäft (22 Prozent Plus im zweiten Quartal) bislang überdurchschnittliche Steigerungsraten.

So erreichten die mit "Mysap SCM" im zweiten Quartal dieses Jahres erzielten Umsätze 150 Millionen Euro, eine Steigerung um 46 Prozent gegenüber dem ersten Dreimonatszeitraum. Mit Verweis auf die Vergleichszahlen der Konkurrenten i2 Technology (106 Millionen Dollar) und Manugistics (45 Millionen Dollar) leitet SAP für sich eine klare Marktführerschaft im SCM-Bereich ab. Obwohl Manugistics in der vergangenen Woche eine Gewinnwarnung ausgesprochen und damit den Börsenkurs des SCM-Anbieters schwer belastet hatte, sieht sich das SAP-Management voll im Plan.

Große Hoffnung auf Mysap CRM 3.0Ähnlich verhält es sich im CRM-Umfeld: Die beiden ersten Quartale brachten "Mysap CRM" eine Steigerung um 55 Prozent auf 104 Millionen Euro. 900 Kunden seien inzwischen für das Produkt gewonnen worden, einen deutlichen Schub erwarten sich die Walldorfer von der Ende August freigegebenen Version 3.0, die erstmals unabhängig vom ERP-Paket eingesetzt werden kann. Erklärtes Ziel ist es noch in diesem Jahr, unter den weltweit 14 000 SAP-Bestandskunden die Nummer eins in CRM-Anwendungen zu sein. Die im Gesamtmarkt zweite Position nach Siebel (286 Millionen Dollar Umsatz im zweiten Quartal) habe man laut Gartner und IDC bereits erreicht, hier lag SAP Ende vergangenen Jahres noch an achter Stelle.

Eher skeptisch äußern sich allerdings die Marktforscher von AMR Research darüber, ob Mysap CRM 3.0 die von den Walldorfern angestrebten Ziele unterstützen wird. Die Lösung sei nur zum Teil in Java geschrieben. Ein großer Teil des Codes basiere auf der hauseigenen Entwicklungssprache "Abap", weshalb man bei AMR "signifikante Herausforderungen" hinsichtlich der Web-Fähigkeit des Produkts sehe.

Demgegenüber kontert SAP, dass es sich bei den Abap-Programmen in erster Linie um leistungs- und anpassungsfähige Server-Applikationen handelt, während Java bei solchen Anwendungen zum Einsatz kommt, wo man den Gebrauch aller möglichen Endgeräte in Betracht ziehen muß. So zum Beispiel im neuen Modul "Internet Pricing and Configuration"(IPC).

Welche Hoffnungen SAP auf den CRM-Markt setzt, lässt sich den jüngsten Äußerungen von Carol Burch, SAPs weltweiter CRM-Chefin, entnehmen. Gegenüber dem "Wall Street Journal" gab sie ihre Absicht bekannt, rund 400 Vertriebs- und 500 Consulting-Mitarbeiter für das CRM-Produktsegment anheuern zu wollen. Dies könne auch mit der Übernahme von ein oder zwei kleineren, auf CRM spezialisierten Softwarefirmen einhergehen. Gerüchten zufolge haben die Walldorfer auch Nortels CRM-Division Clarify im Auge, von der sich der angeschlagene TK-Ausrüster angeblich trennen will. Sicher ist laut Burch, dass es SAP bei den gezielten Akquisitionen in erster Linie auf das geschulte Personal, weniger auf Produkte und Technologien ankommt.