Sapphire '98: Neues Preismodell auf Basis von Geschäfts-Szenarien

SAP R/3 soll benutzerfreundlich werden

18.09.1998

Die Entwicklung neuer Produkte hatte SAP der Scope-Initiative (Scope = Supply Chain Optimization, Planning and Execu- tion) bereits zu Beginn des Jahres angekündigt. Darunter sind Lösungen zur Überwachung und Steuerung von Lieferketten zu verstehen. Erste Komponenten wie der Advanced Planner and Optimizer (APO) wurden auf der Sapphire gezeigt. Mit der generellen Verfügbarkeit wird Ende des Jahres gerechnet.

Als weiteres Scope-Modul steht ab sofort SAPs Data-Warehouse-Lösung "Business Information Warehouse" (BW) bereit, das sich für die Ermittlung von Unternehmenskennziffern eignen soll. Rund 80 Unternehmen haben das Tool bisher getestet. Es unterstützt Verfahren des Online Analytical Processing (Olap) und erlaubt es, Daten aus R/3-Systemen und Fremdanwendungen zu Auswertungszwecken aufzubereiten.

Unter dem neuen Marketing-Begriff "Focus" (Focus on Customer) präsentierte SAP den 15000 Teilnehmern in Los Angeles die auch nicht mehr ganz taufrischen Pläne für Softwarelösungen, mit denen Unternehmen die Beziehungen zu ihren Kunden in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Service verbessern können sollen. Als eine Focus-Komponente soll Ende des Jahres "SAP Sales", eine Software für die Vertriebssteuerung, an erste Kunden ausgeliefert werden. Die Lösung wurde in Kooperation mit der Mannheimer Kiefer & Veittinger entwickelt, an der SAP eine Beteiligung von 80 Prozent hält.

Data-Warehouse ab sofort verfügbar

Plattner stellte im gleichen Atemzug ein neues Preismodell vor. "Wenn künftig mehr Mitarbeiter eines Unternehmens mit unserer Software arbeiten, werden wir unsere Lizenzkosten nicht mehr nach Anzahl der User festlegen", erklärte er. In Zukunft sollen pro Anwender ein oder mehrere Geschäfts-Szenarien abgerechnet werden.

Der Schwenk in Richtung "Usercentric", durch den der Anwender als Computernutzer im Zentrum stehen soll, kommt für Analysten nicht unerwartet: "SAP wird künftig weniger neue Kunden akquirieren, sondern versuchen, die Anwenderzahlen bei bestehenden Kunden zu erhöhen", erklärt Joshua Greenbaum, Analyst der Hurwitz Group. Das belegen auch die Untersuchungen der Marktbeobachter von For- rester Research. Sie konstatieren, daß derzeit etwa zehn bis 20 Prozent der Mitarbeiter eines Unternehmens mit Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Anwendungen wie SAP arbeiten. Durch Einsatz simpler Front-ends könne dieser Anteil in den nächsten fünf Jahren auf 40 bis 60 Prozent steigen.

Die Systembedienung müsse ê la "Word" oder in "Excel"-Manier "idiotensicher" sein, und dazu bedürfe es eines Re-Design. Gleichzeitig gestehe SAP mit der Enjoy-SAP-Initiative jedoch auch ein, daß das bisherige System für breite Anwenderschichten nicht geeignet ist.