Integration von zugekauften Bausteinen steht noch am Anfang

SAP-Konkurrent Baan stellt neue Komponenten-Architektur vor

20.02.1998

Im Wettlauf um die Aufteilung der monolithischen Standardsoftwarepakete in kleinere, einfacher zu handhabende Bausteine kündigt Baan mit Baan Series eine erste Lösung an. Gleichzeitig ordnen die Niederländer damit auch ihr Produktportfolio neu, das im vergangenen Jahr durch Zukäufe (Aurum, Matrix, Beologic) und Kooperationen (Hyperion, Meta 4) stark gewachsen ist. Eine Neugliederung schien nach Ansicht von Analysten auch dringend notwendig.

ERP allein reicht nicht aus

Die Softwerker wollen ihrem Angebot jedoch nicht nur ein neues Dach geben, sondern auch zeigen, daß die Funktionen des eigenen ERP-Systems alleine nicht ausreichen, um die Geschäftsprozesse von Anwendern sinnvoll zu unterstützen. In einer Art Framework-Architektur bietet das Unternehmen daher neben der ERP-Lösung "Baan IV", die künftig als "Baan ERP" vermarktet wird, die Integration von Komponenten für Vertrieb und Marketing (Sales Force Automation = SFA), für das Management von Lieferketten, zum Produktdaten-Management (PDM) sowie Einführungsunterstützungs-Tools an.

"Baan will mit Baan Series zeigen, daß außerhalb von Baan IV softwaretechnisch sehr viel mehr passiert als innerhalb des ERP- Paketes", erklärt Rudi Müller, Geschäftsstellenleiter Industrie und Handel bei CSC Ploenzke in Hamburg. Auf Basis einer Komponentenarchitektur versuche Baan, die verschiedenen eigenen und zugekauften Pakete zu integrieren. Wobei es sich mit der vorgestellten Lösung zunächst um einen ersten Schritt in diese Richtung handle: "Eine vollständige Integration aller Pakete ist mit der ersten Version von Baan Series nicht zu erwarten", sagt Baan-Experte Müller. Entscheidend sei, daß der Anwender die verschiedenen Komponenten künftig unter einer einheitlichen Oberfläche nutzen könne.

Ferner können Anwender dank der neuen Architektur die besten am Markt verfügbaren Produkte (Best-of-bread) zu einem Gesamtsystem verbinden. Die einzelnen Anwendungsmodule sollen sich unabhängig voneinander aktualisieren lassen, wodurch die immer aufwendigeren Release-Wechsel in Form von "Big-Bang"-Großprojekten laut Baan entfallen können. Ebenso lassen sich laut Baan alle zertifizierten Komponenten der Technologie- und Beratungspartner des Baan-Partnernetzwerkes (Baan Web) einfacher integrieren.

"Baan hat endlich erkannt, daß ERP-Systeme nicht nur mehr als massiver Block angeboten werden können", sagt Rüdiger Spies, Analyst der Meta Group in München. Das vorgestellte Konzept ähnle den Ansätzen des Standardsoftware-Marktführers SAP, der eine Komponentenstrategie bereits im Juni 1996 auf einem Sapphire-Kongreß in Wien angekündigt hatte.

"Nun muß Baan beweisen, daß seine Architektur auch komponentenfest ist", sagt Bruce Richardson, Vice-President der Advanced Manufacturing Research Inc. in Boston. Die Niederländer seien gut darin, die Erwartungen hochzuschrauben, nun sei es an der Zeit, auch Lösungen zu liefern.