Hohe Marktanteile erwartet

SAP integriert eigenes Supply-Chain-Modul in R/3

12.09.1997

In welcher Form SAP das Supply Chain Management künftig unterstützen wird, war lange Zeit unklar. Diskutiert wurde sowohl eine Eigenentwicklung als auch die Integration eines Fremdprodukts - die Rede war beispielsweise von i2. Seit Ende August ist es nun offiziell: Auf der Hausmesse Sapphire in Orlando präsentierte der Hersteller sein Produkt APO, ein weitgehend speicherresidentes Planungsmodul für den Material- und Warenfluß, mit dem sich regelbasierte Analysen und Simulationen durchführen lassen. Dabei verwendet SAP eine als "Live Cache" bezeichnete Filtertechnik, die auf dem Applikations-Server je nach Planungsaufgabe sogenannte Datenobjekte in Echtzeit konfiguriert.

Das neue, zunächst für NT angebotene R/3-Modul soll aus fünf Komponenten bestehen:

-Das "Supply Chain Cockpit" stellt die Oberfläche dar.

-"Available to Promise" (ATP) enthält Funktionen für eine möglichst realistische Lieferterminierung, wobei Parameter wie Produkt- und Ressourcenverfügbarkeit sowie Lagerbestände auch von Handelspartnern in die Planung mit einfließen.

-"Advanced Planning and Scheduling" (APS) soll eine Optimierung der Versorgungsketten anhand verschiedener Modelle für Materialwirtschaft und Logistik erlauben.

-"Forecasting" simuliert Vertriebsaktivitäten und bindet dazu auch Daten von POS-Systemen ein.

-Schließlich soll es ein "Supply-Chain-Planning-Interface" geben, eine Reihe verschiedener BAPIs, über die sich Tools von Drittherstellern ankoppeln lassen.

Auch für die Anbindung der Konkurrenzlösungen etwa von i2 und Manugistics will SAP weiterhin die Schnittstellen mit den jeweils Beteiligten pflegen. Eine Garantie für den konsistenten Datenaustausch mag jedoch niemand geben. Wenn es nach den Vorstellungen der Walldorfer geht, wird dies auch nicht nötig sein. "Unsere Kunden erwarten ein integriertes Tool", erklärte SAP-Manager Claus Heinrich auf der US-Veranstaltung. Man könne nicht erwarten, daß ein Unternehmen Millionen Dollar für die R/3-Einführung ausgebe und zusätzlich eine weitere Million für ein "Best-of-Breed"-Produkt als Supply-Chain-Applikation aufbringen muß.

Diese Auffassung scheint offenbar auch Bruce Richardson von der Bostoner Beratungsgesellschaft Advanced Manufacturing Research (AMR) zu teilen. Der Marktanalyst geht davon aus, daß SAP auf Anhieb 40 Prozent dieses Applikationssegments vereinnahmen wird.