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SAP-Installation ärgert Stadtverwaltung

22.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Stadtverwaltung von Tacoma im US-Bundesstaat Washington hat Probleme mit ihrem R/3-System. Nach der Implementierung neuer Prozesse und Datenformate arbeitet die etliche Jahre alte, seinerzeit 50 Millionen Dollar teure Implementierung des ERP- und CRM-Systems nicht mehr einwandfrei. Die Fehlfunktionen haben die Stadt gezwungen, beinahe 700 000 Dollar für Anpassungsarbeiten durch den ortsansässigen IT-Dienstleiter TUI Consulting Inc. zu investieren.

Am gravierendsten machten sich die Softwarefehler innerhalb des Finanzmoduls bemerkbar. Sie verzögerten die Fertigstellung des Budgets für das kommende Jahr. Zudem stellte die Personalabrechnung teilweise falsche Gehaltschecks aus. Performance-Probleme traten bei der Nutzung des CRM-Systems auf, mit dem die fünf Versorgungsunternehmen der Stadt arbeiten. Wie Mark Crisson, CEO der Tacoma Public Utilities, erläutert, waren einige der Abrechnungen nach der Umstellung schwieriger zu verstehen als zuvor. Das habe eine Flut von Anfragen verursacht.

In einer Anhörung soll nun geklärt werden, inwieweit SAP diese Unannehmlichkeiten zu verantworten hat. Laut Unternehmenssprecher William Wohl ist sich der Softwareanbieter keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil: R/3 habe die Stadtverwaltung erst in die Lage versetzt, ihre Abläufe zu vereinheitlichen und dadurch effizienter zu arbeiten. Schützenhilfe erhält Wohl von Joshua Greenbaum, Anlyst bei der im kalifornischen Berkeley ansässigen Beratungsfirma Enterprise Applications Consulting. Er sieht den Fehler eher auf Seiten des Kunden: "Die Stadt Tacoma hat eine der wichtigsten Regeln für große ERP-Implementierungen missachtet: Sie hat versucht, zu viel zu schnell zu erledigen."

(qua)