Migration von Natural-Programmen nicht geplant

SAG liefert Bolero aus

12.11.1998
MÜNCHEN (ue) - Als Application Factory für E-Business-Anwendungen positioniert die Darmstädter Software AG (SAG) ihr neues Produkt "Bolero". Die Web-orientierte Entwicklungsumgebung samt Applikations-Server wird seit Anfang November ausgeliefert.

Bolero soll Entwickler von E-Commerce-Applikationen damit locken, nicht in die Komplexität der Java-Programmierung einsteigen zu müssen. Die objektorientierte Sprache des Produkts erzeugt Java-Byte-Code und ermöglicht den Entwurf von wiederverwendbaren Softwarekomponenten. Unterstützt werden Microsofts Distributed Component Object Model (DCOM) wie auch die Javabeans von Sun. Beide Modelle sind in Bolero integriert, so daß laut Hersteller keine manuellen Modifikationen am Code nötig sind. In gleicher Weise sollen künftig auch Enterprise Javabeans, Remote Method Invocation (RMI) und Corba unterstützt werden. Eine Integration mit IBMs "Component Broker" und CICS sei ebenfalls in Vorbereitung, heißt es bei SAG.

Lange Transaktionen als besonderes Merkmal

Als Besonderheit gegenüber den Applikations-Servern der Konkurrenz hebt der Hersteller die Möglichkeit für "lange Transaktionen" hervor. Darunter versteht man die Datenintegrität innerhalb eines Geschäftsprozesses, der im Bereich E-Commerce nicht selten von wenigen Sekunden bis zu einigen Tagen dauern kann. Für derartige Prozesse werden im "Bolero Component Studio" Spezifikationen definiert, die ihrerseits die zur Laufzeit erforderlichen Bolero-Klassen generieren. Eine lange Transaktion besteht dann aus mehreren kurzen Einzeltransaktionen, die jeweils bestätigt oder zurückgesetzt werden. Der Application Server kontrolliert die Ausführung einer langen Transaktion, wobei der aktuelle Zustand persistent in der Anwendungsdatenbank gehalten wird.

Ein weiteres Highlight ist die "Design-Pattern"-Technik, mit der sich Muster häufig wiederkehrender Geschäftsabläufe modellieren und dann erneut verwenden lassen. Patterns beschreiben spezielle Programmfolgen oder geben Elemente von Informationssystemen wieder.

Schließlich unterstützt Bolero die Integration persistenter Objekte einer kommerziellen Anwendung mit den Informationen aus relationalen Datenbanken: Über ein bidirektionales Object Mapping werden die Klassendefinitionen auf Datenbanktabellen abgebildet und umgekehrt aus den Schemadefinitionen vorhandener SQL-Bestände die Objektdefinitionen abgeleitet.

Mit Bolero führt SAG parallel zum vorhandenen Portfolio eine komplett neue Produktreihe für Web-orientierte Geschäftsanwendungen ein. Nächster Meilenstein hier wird eine vorläufig als "Odessy" bezeichnete Datenbank sein, die im Frühjahr 1999 näher vorgestellt wird und Informationsobjekte auf Basis der Extensible Markup Language (XML) verwalten soll. Eine Zusammenführung der Traditionsprodukte "Adabas" (Datenbank) sowie "Natural" (Entwicklungsumgebung) mit der neuen Linie wird es nicht geben. Nach Meinung von SAG wird die unternehmensinterne IT-Praxis auch weiterhin noch lange von klassischen Datenbankkonzepten geprägt sein. Ebenso sollen sich die wachsenden Ansprüche an Performance und Sicherheit von Online Transaction Processing (OLTP) mit den neuen Techniken auf lange Sicht nicht befriedigen lassen. Insofern seien auch keine Migrationsstrategien von Natural nach Bolero geplant. Dafür ist es möglich, Natural-Programme als DCOM-Komponenten zu verpacken und so ins Web zu bringen. Zur Anbindung des Bolero-Servers an vorhandene Applikationen sorgt die von SAG auch als DCOM-Component-Bus bezeichnete Middleware "Entire X".