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Runder Tisch des WSJ macht SAP rund

23.06.1999
Aktie fällt um vier Prozent

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ziemlich sauer dürfte man in Walldorf auf das "Wall Street Journal" sein. Das Wirtschaftsblatt hatte eine ganze Reihe ehemaliger SAPler zusammengerufen und gründlich mit der deutschen Vorzeigesoftwareschmiede abrechnen lassen. Die inzwischen mehrheitlich bei Oracle angestellten Ehemaligen vertraten dabei die Ansicht, SAP habe sich zu lange vom großen Erfolg ihrer betriebswirtschaftlichen Standardsoftware R/3 verwöhnen lassen und dabei den Paradigmenwechsel in Richtung Internet, Kunden- und Lieferketten-Management verschlafen. Verschiedene Großkunden, darunter Siemens und Nike, hätten deswegen bereits Internet-Produkte der Konkurrenz im Einsatz, um ihre Unternehmenslogistik zu steuern. Es gebe bei SAP vor allem Probleme mit den Produkten der "New-Dimensions"-Reihe. Von den vier geplanten Hauptprodukten sei erst eines voll funktionstüchtig am Markt. Zwei weitere würden mit Einschränkungen angeboten, das vierte liege gar sechs Monate

hinter dem Zeitplan zurück. Das "Wall Street Journal" zitierte gar SAP-Mitbegründer Hasso Plattner mit der Aussage, das New-Dimensions-Programm für die Kommunikation mit dem Außendienst "leide noch hinsichtlich der Performance".

Das alles will die SAP natürlich nicht auf sich sitzen lassen. "Wir hinken mit unseren neuen Software-Produkten dem Zeitplan nicht hinterher", erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der Agentur "vwd". Es sei definitiv nicht richtig, daß man zu spät und nur halbherzig in die Entwicklung von Internet-Software eingestiegen sei. Mit New Dimensions wolle man in den kommenden drei bis fünf Jahren ein Drittel der Einnahmen erzielen, und es gebe keinen Anlaß, von dieser Erwartung abzurücken. Die Aktie der Walldorfer reagierte dennoch empfindlich: Das SAP-Papier gab gestern um 16,63 auf 380,17 Euro nach.