Siemens-Bauelemente wachsen stärker als der Weltmarkt:

Rückkehr zu alten Tugenden

10.10.1980

MÜNCHEN (rs) - Eine Fertigungsanlage ihr höchstintegrierte (VLSI) Schaltungen hat die Siemens AG in München für 30 Millionen Mark errichtet. Die Gesamtaufwendungen des Unternehmens in den letzten zehn Jahren für Integrationstechnik bezifferte Friedrich Baur, Leiter des Unternehmensbereiches Bauelemente, mit 500 Millionen Mark. 20 Prozent davon habe der Staat als Förderung zugeschossen.

Die staatlichen Fördergelder in Höhe von 100 Millionen Mark lägen erheblich unter den Mitteln, die in Japan oder den USA vergeben worden seien. Immerhin, erkannte Baur an hat das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BFMT) mit dieser Summe dazu beigetragen, daß die "technologische Lücke" zwischen der Bundesrepublik und Übersee im Bereich integrierter Schaltungen weitgehend geschlossen worden sei.

Um der japanischen Herausforderung wirksam begegnen zu können riet Baur, sich auf die alten Tugenden wie Pünktlichkeit, Fleiß und Engagement zu besinnen. Eine andere Möglichkeit sehe er nicht.

Die VLSI-Fertigungsanlage in München ist laut Siemens vorerst für Schaltungen mit bis zu 150 000 Bauelementen pro Chip ausgelegt. Die Strukturbreiten könnten bis zu zwei Mikrometer reduziert werden. Zunächst arbeitet Siemens noch mit Strukturbreiten von 2,5 bis drei Mikrometer.

Umsatz zufriedenstellend

Zufrieden zeigte sich Siemens mit der Umsatzentwicklung der letzten fünf Jahre auf dem Gebiet der integrierten Schaltungen. Während der Weltmarkt bei diesen Produkten gegenüber 1975 um 180 Prozent wuchs, konnte Siemens den Inlandumsatz um 225 und den Auslandsumsatz um 320 Prozent steigern. Ähnliche Steigerungsraten erhofft sich das Unternehmen auch für die nächsten fünf Jahre.

Für das Weltmarkt-Wachstum prognostiziert Siemens in diesem Zeitraum ein Plus von 57 Prozent. Das Unternehmen selbst versuche im Inland eine Steigerungsrate von 122, im Ausland von 310 Prozent zu erreichen. Diesem Ziel wird auch die in Villach/ Österreich errichtete VLSI-Fertigungsanlage dienen, die in knapp 14 Monaten aus dem Boden gestampft wurde und demnächst den Betrieb aufnimmt.