Worldcom-Netz neun Stunden lang blockiert

Router-Fehler: US-Unternehmen einen Tag ohne Internet

11.10.2002
WASHINGTON (CW) - Ein fehlgeschlagenes Router-Update hat weite Teile des Worldcom-Netzes in den USA ausfallen lassen. Nach Unternehmensangaben waren 20 Prozent der vergebenen IP-Adressen betroffen. Rund die Hälfte des Internet-Verkehrs läuft in Amerika über das Worldcom-Netz.

Ende vergangener Woche ging im US-Internet fast nichts mehr. Von morgens 8 Uhr bis nachmittags 17 Uhr New Yorker Zeit waren am Donnerstag, den 3. Oktober die meisten Websites nicht erreichbar, E-Mails kamen nicht oder nur mit großer Verspätung an, eine Datenübertragung war praktisch nicht möglich.

Ursache für die Netzprobleme waren nach Angaben des Betreibers Uunet, einer Tochter des Telecom-Konzerns Worldcom, falsch konfigurierte Router-Tabellen infolge eines Software-Updates. Vor dem Ausfall hatte Uunet Wartungsarbeiten an seinen Routern angekündigt. Experten vermuten die Panne daher in einem fehlgeschlagenen Update bei mehreren Backbone-Routern, die sowohl das Worldcom-Netz untereinander als auch mit den Netzen anderer Betreiber verbinden.

Die Folge des Ausfalls war, dass der Netzverkehr über Ausweichstrecken umgeleitet wurde, was aber die Leitungen der anderen Provider sofort überlastete. Es passierte das, was zum Beispiel auch bei der Sperrung einer Autobahn geschieht: Alle Autos weichen auf die Landstraßen aus, die nach kurzer Zeit völlig verstopft sind. So bilden sich kilometerlange Staus.

Über das Worldcom-Netz laufen nach Schätzungen der Internet-Überwachungsfirma Matrix Netsystems rund 65 Prozent des US-amerikanischen Internet-Verkehrs. Durch die Kapazitätsengpässe infolge des Netzausfalls stieg die durchschnittliche Übertragungszeit eines IP-Pakets von 50 Millisekunden auf 900 Millisekunden. Der Anteil verloren gegangener Pakete wuchs von 0,05 Prozent auf rund 22 Prozent. Eine Benutzung des Netzes war damit praktisch nicht mehr möglich. Eine derartige Störung des Internets hatte es bislang nicht gegeben.

Betroffen war ausschließlich das US-Internet. Europa war völlig unbeeinflusst, solange europäische Anwender nicht auf Sites in den USA zugreifen wollten. Der innerdeutsche und der innereuropäische Netzverkehr liefen wie gewohnt weiter. (mo)