Rohrkrepierer

09.03.1979

Von Elmar Elmauer

Auch die Wissenschaft hat das Problem noch nicht im Griff, das bei ihr "Take off" heißt, beim Mann auf der Straße. so er Söhne oder Töchter zeugte, in die schlichte Frage mündet: Wann ist der Nachwuchs flügge?

Bundesforschungsminister Dr. Volker Hauff ist beispielsweise überzeugt, daß die deutsche Datenverarbeitungs-Industrie aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist. Sie sei vital und lebensfähig und werde ihren Weg gehen. Deshalb bedürfe es auch keiner Produktförderung mehr.

In der Haushaltsdebatte über den Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie klassifizierte das CDU MdB Dr. Stavenhagen die Großrechner-Forschung als einen "forschungspolitischen Rohrkrepierer".

Über das Preis-/Leistungsverhältnis deutscher Minicomputer gegenüber solchen aus US-Produktion wurde öffentlich nicht diskutiert.

Was denn auch:

Weder ein Siemens R 300-Mini, noch der Dietz-Rechner könnten im kommerziellen Bereich gegenüber einer PDP-11 von DEC oder gegenüber der IBM-Serie/1 standhalten. Darüber ist sich auch - oder: gerade - Impuls, die Aktionsgemeinschaft Mittlerer Deutscher DV-Unternehmen einig.

Und sie spricht davon, daß selbst Siemens mit dem lizensierten Intel-Know-how den 8085-Prozessor nur mit dem dreifachen Aufwand wie Intel selbst produzieren könne. Dies sei nicht nur ein Problem der Losgröße sondern ganz offensichtlich auch die sichtbare Auswirkung eines Entwicklungs-Gap von ein bis zwei Jahren.

Wovon geht Hauff aus, wenn er sagt, die deutsche DV-Industrie sei lebensfähig?

Denn was tut sie tatsächlich anderes, als auf US-Komponenten aufzubauen, um im Vertrieb die Veredelung zu erreichen?

Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn die Diskussion weniger um die mögliche oder unmögliche Subventionierung von Produkten geführt würde - sondern über die tatsächliche Situation der deutschen DV-Industrie.