RISC-Workstations von Hewlett-Packard als Desktop-Systeme US-Bank macht mit radikalem Client-Server-Programm Furore

18.02.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Mit einem fuer die Finanzwelt ungewoehnlich konsequenten Downsizing-Projekt macht die amerikanische Household Finance Corp. (HFC) von sich reden. Das Unternehmen plant, 80 Prozent seiner Verarbeitungskapazitaeten von IBM- und Amdahl- Mainframes in eine verteilte Client-Server-Umgebung zu verlagern.

Das Finanzinstitut begruendet seine Entscheidung damit, dass es mit der vorhandenen Mainframe-Welt an unueberwindbare technische Grenzen gestossen sei. Die Servicemitarbeiter muessten flexibler handeln und schneller auf Kundendaten zugreifen koennen, erklaert David Barany, IT-Manager der HFC-Muttergesellschaft Household International Inc. Insgesamt 85 Anwendungsentwickler der HFC arbeiten derzeit am "Vision System", einer integrierten Anwendungsarchitektur, die saemtliche Unternehmensbereiche umfassen soll.

Sie werden von einigen Softwarehaeusern unterstuetzt - HFC bezeichnet diese ausdruecklich als externe Partner, deren Namen aus strategischen Gruenden an- onym bleiben muessten.

Im Gegensatz zu anderen Banken geht es den Amerikanern jedoch nicht allein darum, den Kundenservice vor Ort mit Hilfe Client- Server-orientierter Spezialanwendungen zu optimieren. Sie wollen ebenso Kernanwendungen aus dem Back-office-Bereich in verteilte Rechnerumgebungen verlagern. Dazu zaehlen das Rechnungswesen und die Personalwirtschaft.

Fuer das gesamte Projekt veranschlagt das in Prospect Heights, Illinois, ansaessige Finanzunternehmen eine Summe von 94 Millionen Dollar. Davon sollen 74 Millionen in Rechner, Netzequipment und Software fliessen. Bis Ende 1997, so erwartet der Konzern, duerfte die neue DV-Umgebung realisiert sein.

Heute arbeiten die Mitarbeiter in den 467 Niederlassungen ueberwiegend an 3270-Terminals, die ueber ein SNA-Netzwerk mit den Grossrechnern verbunden sind. Bis zum Jahresende sollen 32 Filialen mit ingesamt rund 500 Workstations ausgeruestet werden, auf denen zunaechst Anwendungen fuer das Kundenservice- und das Versicherungsgeschaeft laufen.

Im naechsten Jahr werden dann saemtliche Niederlassungen sowie die Inkassoabteilung mit vernetzten Workstations und entsprechenden Anwendungen ausgeruestet. Zu diesem Zeitpunkt will das Institut auch Teile seiner Back-office-Anwendungen in die Client-Server- Welt uebertragen haben. Programme, die auch kuenftig der Mainframe- Welt vorbehalten bleiben, sollen durch entsprechende Re- Engineering-Massnahmen aufgewertet werden.

Die HFC wird ihre alphanumerischen Terminals ausschliesslich gegen RISC-Workstations von Hewlett-Packard (HP) austauschen. Die als Clients vorgesehenen Systeme, voraussichtlich etwa 5000 an der Zahl, werden mit hochaufloesenden Monitoren und grafischer Benutzeroberflaeche arbeiten. Ueber TCP/IP-Netzwerke sind sie mit Server-Systemen von Sun Microsystems verbunden. Das gesamte Netz wird mit den Management-Produkten Netview/6000 von der IBM und Openview von HP verwaltet.