Rightsizing-Projekt bei US-Flugzeugbauer Offene Systeme verringern die DV-Ausgaben um 60 Prozent

19.08.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Nach einem Jahr harter Arbeit kann die Commercial Aircraft Division der Northrop Grumman Corp. dem Mainframe ade sagen. Im naechsten Monat duerften alle Grossrechnerprogramme durch datenbankbasierte Unix-Anwendungen ersetzt sein, die auf HP-Servern laufen. Mit diesem Schritt spart die Division nach Schaetzungen des Unternehmens bis zu 60 Prozent ihrer laufenden IT-Ausgaben ein.

Die Initiative fuer offene Systeme begann vor einem Jahr - kurz bevor die fuenf Milliarden Dollar schwere Northrop Corp. die hauptsaechlich im zivilen Bereich taetige Grumman Corp. (Umsatz 3,25 Milliarden Dollar) uebernahm. "Damals beschlossen wir einen konzernweiten Technologieplan, der vorsah, den Mainframe durch verteilte Systeme zu ersetzen", erklaert Jim McCann, IT-Director bei Northrop Grumman.

Die ehemals zu Grumman gehoerende Commercial Aircraft Division portierte ihre Applikationen als erste. Statt wie frueher auf einer IBM ES/9000 rechnen zu lassen, die damit bei weitem nicht ausgelastet war, tun jetzt acht HP9000-Unix-Rechner der Serie 800 als Server fuer die Oracle-Datenbank, Version 7.0, Dienst. Auf zusaetzlichen 20 HP9000-Workstations, Modell 700, werden die Fertigungs- und Finanzapplikationen gefahren.

Der zivile Bereich hat Modellcharakter

Viele der alten Mainframe-Anwendungen wurden durch Standardsoftware wie Oracle Financials ersetzt. Dazu waren Daten in ein Oracle-7.0-taugliches Format zu konvertieren, die in IBMs Mainframe-Datenbank IMS abgelegt waren. Das nahm zwei Monate in Anspruch und wurde von Oracle-Softwareberatern sowie einem Team der International Integration Inc., Los Angeles, unterstuetzt.

Zusaetzlich mussten Anwendungsprogramme im Fertigungsbereich, die frueher auf einer VAX von Digital Equipment liefen, neu geschrieben und auf einen anderen Unix-Rechner portiert werden. Das gleiche galt fuer eine Mission-critical-Anwendung in der Produktion, fuer die ein Rechner von Tandem eingesetzt wurde. Dort portierte man eine Million Zeilen Cobol-Code.

Anwender aus den Fachabteilungen waren in der Designphase dabei, um sicherzustellen, dass die neuen Programme die Geschaeftsbeduerfnisse genauso gut oder besser unterstuetzen als die Altsoftware.

Die neue Infrastruktur - inklusive der Software - kostete rund sieben Millionen Dollar. Insgesamt verfuegt der Geschaeftszweig, der mit 1500 Mitarbeitern Ruempfe fuer die Boeing 747 produziert, ueber nicht mehr als acht Prozent vom IT-Budget des Gesamtkonzerns. Der Umstieg auf offene Systeme duerfte, so Schaetzungen des Unternehmens, die laufenden DV-Ausgaben um bis zu 60 Prozent senken. Doch nicht nur geringere Kosten waren ausschlaggebend: "Natuerlich begannen wir das Projekt, um die DV-Kosten zu verringern, aber genauso wichtig war uns die Verbesserung der Geschaeftsprozesse", erklaert IS-Director McCann.

Die Umstellung des zivilen Bereichs auf offene Systeme stellt fuer den Flugzeugbauer nur den Anfang dar. McCann will von den sechs IBM- und -kompatiblen Mainframes des Konzerns in den naechsten zwei Jahren mindestens zwei loswerden. Aus gutem Grund: Den groessten Teil der laufenden IS-Ausgaben schlucken die Pflege der Grossrechneranwendungen und der Rechenzentrumsbetrieb. "Wenn einer der Grossrechner abgeschaltet werden kann, folgen weitere", sagt McCann voraus. Allerdings soll zunaechst eine genaue Bewertung des Projekts stattfinden, bevor weitere Schritte in Angriff genommen werden.