Reality-Check

RFID - was vom Hype übrigblieb

01.07.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Lieferanten sträuben sich noch

Noch nicht erfüllen ließen sich hingegen die Erwartungen, die Handelskonzerne wie Metro und Walmart in die Automatisierung ihrer Lieferkette gesetzt hatten. Sie hofften, ihre Vormachtstellung nutzen zu können, um die Lieferanten wenn schon nicht zur Kennzeichnung von Einzelartikeln, so doch zur Chipidentifikation von Umkartons und Paletten zu verpflichten. Wie die Metro Group versichert, hätten in Deutschland mittlerweile mehr als 180 Lieferanten ihre Teilnahme am operativen RFID-Einsatz auf der Palettenebene "zugesagt". In ein internationales Projekt zwischen China, Vietnam und Deutschland seien rund 100 Lieferanten involviert, die Exportkartons mit RFID-Transpondern ausstatten würden.

Allerdings ernten die Handelkonzerne mit ihren Forderungen alles in allem wenig Begeisterung - und eine entsprechend schleppende Umsetzung ihrer Vorgaben. Viele Lieferanten sehen immer noch nicht ein, wieso sie die Kosten tragen sollen, wenn der Händler den Nutzen davon hat (siehe: "Auf Hype folgt Frust"). Diese Sichtweise ist nach Fleischs Ansicht verständlich, aber falsch: Wie der RFID-Experte einräumt, "durchbricht die Kosten-Nutzen-Rechnung zunächst einmal die Bilanzhüllen". Oder anders ausgedrückt: "Kosten und Nutzen fallen an unterschiedlichen Orten an." Doch mittelfristig dürften die Zulieferer von den "Sekundäreffekten" der RFID-Technik profitieren. Jede neue Technik bringe auch neue Management-Konzepte mit sich. Aber die seien "nicht trivial". Folglich bräuchten die Unternehmen wohl noch etwas Zeit, um zu erkennen, welche Vorteile sie selbst aus der Funkidentifkation ziehen könnten (siehe auch: "Von RFID profitiert nur, wer seine Prozesse ändert").

Geschlossene Kreisläufe bevorzugt

Diese Vorteile lassen sich leichter innerhalb geschlossener Kreisläufe erkennen, beispielsweise in der Instandhaltung oder bei der Verwaltung wertvoller Arbeitsmittel (siehe beispielsweise: "Potenzial im Behälter-Management"). So nutzen die Volkswagen AG und der Flugzeugbauer Airbus RFID-Lösungen, um den Verbleib von Materialträgern und Spezialwerkzeugen zu überwachen. Der Aluminiumproduzent Alunorf identifiziert und überwacht auf diese Weise Bauteile und Baugruppen.

Gang und gäbe ist die RFID-Kennzeichnung auch in der Transportlogistik. Hier dienen die Funkchips häufig nicht nur dazu, den Weg der Ladung zu verfolgen. Mit Hilfe integrierter Sensoren können sie beispielsweise auch die korrekte Temperatur von Lebensmitteln überwachen und einen Alarm auslösen, sobald sie eine Abweichung vom Normwert feststellen.