RFID-Technik nimmt die nächsten Hürden

22.04.2005
Bei Sun, Oracle, Seebeyond und SAP geht es nun um ERP-Integration und das Filtern von Funkchipdaten.

Für zahlreiche Hersteller ist die Radio Frequency Identification (RFID) nicht mehr Zukunftsmusik, sondern bereits für Unternehmensaufgaben geeignet. So kündigen viele Firmen inzwischen erweiterte RFID-Produkte sowie Partnerschaften an. Ziel ist es, Chipdaten zu empfangen, zu filtern und mit Prozessen in betriebswirtschaftlichen Softwareumgebungen zu koppeln.

Zu den einschlägigen Herstellern zählt Sun Microsystems. Der kalifornische Computerbauer hat eine überarbeitete Fassung der "Java System RFID Software" präsentiert. Version 2.0 unterstützt die von der Industrievereinigung EPC Global definierte Schnittstelle "Application Level Events", mit der RFID-Informationen von Lesegeräten an Business-Applikationen übergeben werden können. Aufgabe der Sun-Lösung ist es in erster Linie, die umfangreichen Datenvolumina der RFID-Chips zu filtern sowie zu aggregieren und nur die erforderlichen Informationen an die Anwendungen weiterzuleiten. Angepasst hat Sun das Produkt auch an die Lesegeräte und Chips, die der Spezifikation Electronic Product Code (EPC) Global Generation 2 (Gen 2) folgen. Zur Überwachung von RFID-Geräten steht Anwendern ein Werkzeug mit Browser-Oberfläche zur Verfügung.

Neue Chips im Sommer

Solche Gen-2-Chips ("Ucode EPC G2") hat Philips für diesen Sommer in Aussicht gestellt. Sie sollen sich weltweit nutzen lassen, da sie im Gegensatz zu Vorgängerprodukten die regional zugelassenen Kurzwellenbänder berücksichtigen.

Auch Integrationsspezialisten wie Seebeyond zeigen verstärkt Flagge im RFID-Geschäft. Das Unternehmen schloss eine Partnerschaft mit Connecterra und nutzt dessen Infrastrukturlösung "RF Tag Aware" dazu, Chipdaten zu erfassen. Ein Event-Manager leitet aus den so gelieferten Daten Ereignisse ab und übermittelt sie an Seebeyonds "RFID Composite Application Network". Kunden sollen in der Lage sein, eigene, RFID-basierende Softwareumgebungen zu erstellen. Bei der Integration mit bestehenden Applikationen hilft ein weiterer Partner: Raining Data koppelt hierzu das XML-basierende Repository "Tiger Logic XDMS" mit Seebeyonds RFID-Lösung. Damit folge man dem Standard EPC Information Services (siehe Kasten "EPC Global Network").

ERP-Anbieter tummeln sich

Ebenso wie die Integrationsanbieter erweitern auch ERP-Lieferanten ihre Software um RFID-Funktionen. Oracle etwa hat sich vorgenommen, gemeinsam mit Intel die Lücken zwischen RFID-Hardware (Chips, Lesegeräte) sowie betriebswirtschaftlicher Standardsoftware zu schließen. Die "Sensor-based Services" des Softwarekonzerns stützen sich auf die hauseigene Datenbank und den Applikations-Server sowie die "E-Business Suite". Im Kern soll so ein Informations-Management-System entstehen, das aus der Fülle an Rohdaten der RFID-Chips relevante Produktinformationen herausziehen und an Lagerverwaltungsprogramme sowie Supply-Chain-Software verteilen kann.

Intels Aufgabe in der Zusammenarbeit mit Oracle erschöpft sich offenbar darin, dass in den RFID-Lesern, PCs und Servern, die in solchen Umgebungen verwendet werden, Prozessoren des Herstellers arbeiten. Gleichwohl engagiert sich der Chiphersteller schon länger im RFID-Umfeld und betreibt in München das "RFID-Technology Center", in dem Funkchiplösungen präsentiert werden. Zu sehen ist dort beispielsweise die Anbindung von Funkchips an "Netweaver", die Infrastrukturplattform von Oracles ERP-Rivalen SAP.

Während Netweaver die RFID-Anbindung an die Mysap-Produkte bereits seit längerem realisiert, hat SAP gemeinsam mit dem Partner Arctefact4you AG nun auch eine Funkchipkopplung für das mittelständische ERP-Produkt "SAP Business One" entwickelt. Die Lösung setzt auf der Lagerverwaltungssoftware "QS.b1.Warehouse Management" von Artefact4you auf, die mit Business One gekoppelt ist. Über einen in einem mobilen Erfassungsgerät auf Grundlage eines persönlichen digitalen Assistenten (PDA) der Firma Palm integrierten RFID-Scanner werden Tag-Daten eingelesen. Auf dem PDA läuft der Client der Lagersoftware.