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RFID-Befürworter: Alles nicht so schlimm, funktioniert eh nicht

19.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf einer Tagung der renommierten US-Universität Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben Befürworter und Kritiker der RFID-Technik (RFID = Radio Frequency Identification) die Klingen gekreuzt. Die Technik soll künftig Barcode-Scanner ablösen. Mit ihr ist es prinzipiell möglich, ein mit einem RFID-Chip versehenes Produkt zu orten. Die Apologeten der Technik versuchten, die Einschränkungen der neuen Entwicklung in den Vordergrund zu rücken. Die Gegner hingegen sahen darin einen Versuch, die Gefahren von RFID klein zu reden. Sie vertreten die Ansicht, dass bei einem flächendeckenden Einsatz von RFID der Datenschutz massiv gefährdet ist.

Während des so genannten Privacy Workshops, der vom MIT veranstaltet und der über ein Wochenende abgehalten wurde, äußerten RFID-Befürworter, die Technik sei sehr viel störanfälliger, als bislang angegeben. So könne das Signal, dass von dem in ein Etikett oder eine Warenauszeichnung eingearbeiteten RFID-Chip ausgesandt wird, sehr leicht gestört werden. Metall, Plastik oder Flüssigkeiten würden den Empfang des RFID-Signals beim Lesegerät massiv stören. Zudem sei die Reichweite des Signals mit 20 Metern ohnehin nur sehr begrenzt. Und auch diese Angabe sei in der Praxis so gut wie nie zu verwirklichen. Matt Reynolds von Thing Magic, das RFID-Systeme entwickelt, sagte, jedes Material, das leitfähig sei, könne das Radiosignal blockieren.

Reynolds war einer von vielen Sprechern während des Workshops, der versuchte, die Potenziale der neuen Technik herunter zu spielen. Verbraucherschützer wie Katherine Albrecht von Caspian (einer Datenschutzvereinigung) erwiderten hierauf, die RFID-Proponenten würden mit gespaltener Zunge reden und ganz unterschiedliche Botschaften verbreiten. In der Öffentlichkeit verlautbarten sie, RFID sei nur von eingeschränktem Nutzen wegen seiner technischen Limitierungen: "Wenn sie dann aber unter sich sind, sagen sie, dass sie nun jeden Tag loslegen können, um alles, was nicht niet- und nagelfest ist, mit solchen Chips auszustatten".

Wal-Mart, Gillette, Metro, Procter and Gamble (P&G) unter anderem haben schon lange begonnen, Versuche mit der neuen Technik durchzuführen. Wal-Mart, P&G und Gillette hat man darüber hinaus bereits nachgewiesen, dass sie RFID testhalber eingesetzt haben, ohne Kunden vorher davon zu informieren.

Albrecht betonte, dass etwa ein Unternehmen wie Gillette bereits 500 Millionen RFID-Chips geordert habe. Mario Rivas, Executive Vice-President bei Philips Semiconductors, sagte zudem, sein Unternehmen habe bisher rund eine Milliarde RFID-Chips ausgeliefert. Kommentar der Datenschützerin Albrecht: "Wenn man dermaßen viele RFID-Chips anfordert, dann reden wir nicht mehr von der theoretischen Möglichkeit, diese Technik einzusetzen. Dann ist sie Wirklichkeit geworden."(jm)