"Lines of business" lösen Sperry- und Burroughs-Abteilungen ab:

Reorganisation soll Unisys Profil verschaffen

10.07.1987

Seit Oktober 1986 waren die Top-Manager von Unisys mit Ideen schwanger gegangen, wie sie eine schlagkräftige Organisation aufbauen könnten, die imstande ist, die alteingeführten Sperry- und Burroughs-Filialen in Europa zu integrieren. Zum Quartalsbeginn am 1. Juli präsentierte der Konzern nun das Ergebnis der Anstrengungen. Vier Geschäftsbereiche, als Profit-Centers organisiert und im Hausjargon "Lines of business" genannt, bilden die Basis einer neuen "konsistenten Struktur" die konzernweit eingeführt wird. Außer den Sparten "Financial Services", "Industrial & Commercial" sowie Public Sector & Transportation" gibt es einen indirekten Vertrieb.

Im Einzugsgebiet der neu gebildeten "Europe/Africa Division" (EAD), deren Zentrale im englischen Uxbridge eingerichtet wurde, ist der Sektor Industriekunden mit 33 Prozent der stärkste, wenn man den 1986er Umsatz von Sperry und Burroughs addiert. Auf den Markt der Finanzdienstleiter entfielen letztes Jahr 31 Prozent der Einnahmen, diese Branchen sind vor allem ehemalige Burroughs-Klientel. In den Geschäftszweig Öffentliche Dienste und Verkehr brachte in erster Linie die Sperry-Seite Umsätze ein - insgesamt trägt die Sparte 26 Prozent zum Geschäft bei. Das restliche Zehntel von 2,1 Milliarden Dollar stammt aus dem indirekten Vertrieb.

Die Verantwortung für sämtliche Aktivitäten in den einzelnen Ländern liegt nach wie vor bei den General Managers; ihnen sind die Chefs der lokalen Geschäftsbereiche untergeordnet. Von den acht Untereinheiten der EAD haben fünf einen Ex-Sperry-Manager zum Chef: Deutschland (mit Österreich und Deutschschweiz), Benelux, Nordeuropa, Italien und Iberische Halbinsel. In Großbritannien, Frankreich und Südafrika, wo Sperry jeweils der kleinere Partner war, sind die Burroughs- Statthalter zu Vizepräsidenten avanciert. Als Präsident steht der Brite Graham Murphy an der Spitze der EAD; für ein gesamteuropäisches

Marketing zeichnet der Südafrikaner Mias van Vuuren - ebenfalls ein Ex-Burroughs-Mann - verantwortlich.

Europa-Chef Murphy gab sich bei der Präsentation des neuen Managementkonzepts im Unisys-Trainingszentrum in Saint-Paul-de-Vence bei Nizza sichtlich bemüht, Zweifel der Ex-Sperry-Kunden an der künftigen Support-Politik zu zerstreuen. So kündigte er einen Zusammenschluß der Benutzervereinigung ABCU (Burroughs) und SUAE (Sperry) an, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß sich beide Organisationen positiv zur Fusion geäußert hätten. Außerdem, so behauptet Murphy, habe sich inzwischen eine "klare Unternehmenskultur von Unisys" herausgebildet. Überdies wiederholte der Manager das "Commitment in perpetuity to product architectures" - ein "ewig währendes" Bekenntnis also auch zur Sperry-Architektur.

Doch das einzige neue Unisys-Produkt, das bei dieser Gelegenheit vorgestellt wurde, kommt von der Burroughs-Seite. Die Software "Global Wholesalle Banking-Linc", im englischen Burroughs-Standort Feltham entwickelt, ist für den Markt der "Swift"-Anwender gedacht.

Das Bankenprogramm, das mit Hilfe des Generators "Linc" (Logic and Information Network Compiler) in einer Sprache der vierten Generation erstellt wurde, läuft auf Mainframes der A-Reihe, nicht aber auf 1100-Modellen.

Wie schnell sich das Produkt, das aus einer Reihe von Modulen für internationale Finanztransaktionen besteht, am Markt einführen läßt, ist derzeit nicht absehbar. Die Banken warten nämlich immer noch auf das neue Network "Swift Il", das ursprünglich Ende 1986 fertig sein sollte, dann auf Sommer 1987 vertagt wurde und nach heutigem Wissenstand nicht vor Mitte 1988 bereitstehen wird. Das erste Release von GWB-Linc ist entsprechend mit einer Schnittstelle zum existierenden "Swift" versehen.