Reicht die Display-Kapazität von 1920 Zeichen aus?

03.04.1978

Nahezu alle Hersteller von Datensichtgeräten bieten heutzutage Schirme mit einer Kapazität von 1920 Zeichen an. Aber reicht diese Kapazität immer aus? Unsere "Thema-der-Woche-Blitzumfrage" ergab: Ja - wenn von der Anwendung her keine Auflagen gemacht werden. Hier wurde insbesondere auf "echte" Dialog-Sachbearbeitung abgestellt. Für reine Erfassungsaufgaben ist die Bildschirmgröße ohnehin nicht von Belang. Kritik meldeten die Befragten indes an, wenn die Gestaltung des Bildschirm-Arbeitsplatzes zur Sprache gebracht wurde. hö.

Hans Ringmaier Hardware-Referent, Osram GmbH, München

Die Bildschirm-Größe ist zumeist abhängig vom Einsatz-Zweck. In der Datenerfassung arbeiten wir mit Schirmen, die etwa 240 bis 500 Zeichen beinhalten, im Dialogverkehr hingegen sind 1000 bis 2000 Zeichen unbedingt erforderlich. Unter dem Gesichtspunkt einer sinnvollen Bedienerführung geht der Trend eindeutig hin zum größeren Bildschirm. Heute werden von den meisten Herstellern Terminals mit einem Bildschirminhalt von 1920 Zeichen angeboten und nach meiner Ansicht ist das die optimale Größe. Wir arbeiten derzeit im Stammhaus mit fünf kleineren Dialog-Bildschirmen, in Augsburg sind weitere fünf an einen Prozeßrechner mit Vorrechner-Funktion angeschlossen, die bereits mit 1920 Zeichen ausgestattet sind.

Recht viel größer sollten die Bildschirme nicht mehr werden da hier die Response-Zeiten eine wichtige Rolle spielen. Muß der Benutzer durch den Einsatz eines großen Bildschirms zu lange auf die Antwort warten, weil die Datenmenge zu groß ist, wird die Dialogverarbeitung uninteressant. Zudem kann durch eine dadurch hervorgerufene längere Bearbeitungszeit am Rechner den Arbeitsfluß hemmen.

Die 1920-Zeichen-Bildschirme bieten den Vorteil, daß die Information für den Sachbearbeiter etwas aufgelockert und damit deutlicher gemacht werden kann.

Bei der Wahl der Tastaturen gibt es meiner Ansicht nach keine Probleme, da jeder Anbieter heute mehrere Tastaturen zur Auswahl bereit hat. Es sollte deshalb immer darauf geachtet werden, daß die Tastatur nach der Person ausgesucht wird, die den Bildschirm bedient und nicht erst Mitarbeiter entsprechend umgeschult werden müssen. Bei Anschaffung von Bildschirmen sollte auch unbedingt auf die Roll-up- und Rolldown Funktionen geachtet werden, die für den Sachbearbeiter sehr wichtig sind, wenn er "blättern" muß.

Dipl.-Math. Kurt Uhde Leiter der Datenverarbeitung, Chemische Werke Hüls, Marl

Früher, bei Einführung von Bildschirmanwendungen, war man immer recht sparsam in der Bildschirmgröße. Heute geht man immer mehr zu größeren Bildschirm-Inhalten über-langsam zeichnet sich auch eine gewisse Normung an: Die meisten neuen Bildschirme werden in einer Größe von 1920 Zeichen angeboten. Und demnächst kommen noch größere auf den Markt.

Bei der Auswahl von Bildschirm-Terminals sollte man auch darauf achten, was damit getan werden soll. Hat der Sachbearbeiter mehr oder weniger nur eine Datenerfassung zu bewältigen und immer nur einige, wenige Daten einzugeben, reicht ihm ein kleinerer Schirm, der neben den Daten noch einige erklärende Informationen aufnimmt. Die meisten Systeme arbeiten heute jedoch im echten Dialog. Dem Sachbearbeiter sollen Listen, Tabellen und Zusammenfassungen gezeigt werden, mit denen er arbeiten kann. Muß er - bei zu kleinem Bildschirm - zu viel blättern, um die gesamte Information zu erhalten, verliert er den Spaß an der Sache.

Wir sind in unserem Haus dazu übergegangen, alle Bildschirm-Benutzer mit Geräten der gleichen Größe auszustatten. Heute stehen überall die 1920-Zeichen-Terminals. Denn einmal stehen wir auf dem Standpunkt, daß die Geräte austauschbar sein müssen, wenn eines ausfällt oder ein Sachbearbeiter in Urlaub geht. So kann man den Bildschirm an einen anderen Arbeitsplatz stellen. Je mehr unterschiedliche Schirm-Größen vorhanden sind, um so umfangreicher ist auch die Programmierung. Zudem sind die Mehrkosten für einen größeren Schirm heute nicht mehr gewaltig. Nur sollte man sich die Geräte vor Anschaffung genau ansehen. Nicht immer sind im Prospekt angebotene 1920-Zeichen-Bildschirme auch

tatsächlich Systeme mit größerem Bildschirm. Das resultiert daher, das einige Hersteller am Anfang einen Bildschirm mit 960 Zeichen angeboten haben. Als sie merkten, daß die Konkurrenz jetzt Schirme mit 1920 Zeichen anbietet, hat man ganz einfach durch den Austausch einer Platine diese 1920 Zeichen auf den ursprünglich für 960 Zeichen konstruierten Bildschirm gebracht. Jetzt sind zwar hier auch 1920 Zeichen verfügbar nur sind diese entsprechend kleiner. Wenn der Benutzer mit diesen kleinen Zeichen nicht zurecht kommt, muß die Programmierung oft Zwischen- und Leerstellen einarbeiten mit dem Erfolg, daß sie wieder bei der alten Bildschirm-Kapazität gelangt sind.

Ansonsten sind die angebotenen Bildschirme heute so gut konstruiert, daß die arbeitsmedizinischen Gesichtspunkte weitestgehend befolgt wurden.

Was mich persönlich jedoch stört: In der letzten Zeit werden für den Bildschirm immer mehr "Kinkerlitzchen" angeboten, die meiner Ansicht nach mit dem Sinn eines Bildschirms, Fragen entgegenzunehmen und zu beantworten, nichts mehr zu tun haben. Ich meine die Möglichkeit, Felder blinken zu lassen, unterschiedliche Helligkeitsstufen auf den Schirm zu bringen, andere Schrifttypen mit einzublenden oder anstatt mit hellen Typen auf dunklem Hintergrund bestimmte Informationen dunkel auf hellem Hintergrund zu schreiben. Das kostet zusätzliches Geld und bringt nichts. Denn wenn ich am Bildschirm arbeite und eine Information erwarte, sehe ich sowieso hin, da muß der Programmierer nicht erst bestimmte Felder blinken lassen. Forciert werden sollte meiner Meinung nach das Message-Switching per Bildschirm.

Fritz Voigt, Leiter EDV und Org. Lekkerland GmbH & Co KG, Frechen

Wie viele Zeichen auf einem Bildschirm darstellbar sein müssen, hängt stark von der Anwendung ab. Dient das Terminal ausschließlich zur Abfrage, sollte der Bildschirm-Inhalt so groß wie möglich sein. Dient er zur Massendaten-Erfassung einheitlicher Belege, kann auf einen großen Bildschirm verzichtet werden, weil die Erfasserin nur dann auf den Bildschirm sieht, wenn ein Fehler angezeigt wurde. Wenn aber die Datenerfassung durch Sachbearbeiter erfolgt, also sachbezogene Daten eingegeben werden, muß ein großer Bildschirm eingesetzt werden. Der Sachbearbeiter muß ja über eine Maske geführt werden, da hier zumeist kein EDV-Wissen vorausgesetzt werden kann. Eine ganz strenge Bedienerführung mit Fehlermeldung ist also unablässig und benötigt entsprechend viel Platz auf dem Bildschirm. Damit der Sachbearbeiter nun diese wichtigen Zeilen gut lesen kann muß unbedingt darauf geachtet werden, daß das Terminal richtig aufgestellt ist. Kein Hersteller kann etwas dafür, wenn Zeilen nicht oder nur schlecht lesbar sind; wenn der Bildschirm etwa Licht reflektiert, das durchs Fenster kommt. Man sollte diese Geräte möglichst an einen Platz stellen, der nicht direkt vom Licht angestrahlt wird.

Die heute verstärkt angebotenen Bildschirme mit einem Zeileninhalt von 1920 Zeichen sind für die Benutzung am Arbeitsplatz unerläßlich. Größere Bildschirme sind nicht zu empfehlen, weil der Mitarbeiter dann echt "hinunterlesen" muß. Es verwirrt, wenn zu viele Informationen auf einmal zu registrieren sind.

Problematischer als die Bildschirme selbst ist jedoch meiner Meinung nach die Tastatur,

die heute meist noch funktionsgerecht angeboten wird: Die Tastaturen sind nicht genormt, so daß der Benutzer sich erst einen geeigneten Tisch entwickeln lassen muß, wie wir das

auch gemacht haben. Die Tastaturen sind meist so angebracht, daß der Handballen bei Bedienung nicht auf dem Tisch aufliegen kann. Außerdem wird heute meist die amerikanische Tastatur geliefert, die genau seitenverkehrt zu den üblichen Rechenmaschinen liegt. Kommt jetzt der Bildschirm zum Sachbearbeiter, muß dieser in den meisten Fällen vor der Dateneingabe noch bestimmte Werte kalkulieren oder durchrechnen. Der Wechsel von der Rechen- zur Bildschirm-Tastatur und das damit verbundene Umdenken ist unzumutbar. Will man das ändern, muß man meistens einen Aufpreis bezahlen, der um die 400 Mark pro System liegt. Hier ist es beinahe wie beim Software-Verkauf: Der Anbieter liefert, und was der Anwender dann daraus macht, ist sein Problem. Hier wird dem Benutzer etwas aufgezwungen, was er gar nicht haben will.