Neues Preismodell soll Investitionen ankurbeln

Regulierer stellt einen dreistufigen Interconnection-Tarif in Aussicht

18.09.1998

Geht es nach Börnsen, so ist das umstrittene Thema Interconnec- tion-Tarife bald vom Tisch. Ihm schwebt ähnlich wie in den USA ein Modell vor, bei dem sich die Gebühr nach der erbrachten Leistung der Carrier richtet. Damit wäre die Frage beantwortet, wem die Telekom nun die günstigeren Interconnection-Tarife zu gewähren hat. Eine Frage, die zu heftigen Diskussionen führte, als die Telekom auch reinen Resellern diese Tarife gewährte, statt ihnen Gesprächsminuten mit Großkundenrabatt zu verkaufen.

Der Vorschlag des Regulieres sieht ein dreistufiges Preisgefüge vor, das zwischen Teilnehmernetz-, Verbindungsnetzbetreibern und reinen Resellern unterscheidet. Je nach erbrachter Leistung könne die Telekom in diesem Modell einen Aufschlag auf den Interconnection-Tarif erheben. In welcher Größenordnung sich dieser konkret bewegt, sagte Börnsen nicht, da die Preiskalkulation eine Sache der Telekom sei.

Beim City-Carrier Colt, einem der Telekom-Herausforderer, stieß diese Ankündigung nicht nur auf Lob. Einerseits begrüßte man zwar die Unterscheidung zwischen Netzbetreibern und Resellern bei den Interconnection-Tarifen, andererseits befürchtet Horst Enzelmüller, Vorsitzender der Geschäftsführung Colt Deutschland GmbH, daß das Tarifgefüge zu komplex wird.

Bedenken, die Börnsen so nicht teilt. Ziel sei es, einen Wettbewerb zu schaffen, bei dem nicht die Telekom alleine in die Infrastruktur investiere. In diesem Zusammenhang wehrte sich der Regulierer gegen Pressedarstellungen, die ihn als Parteisoldaten der SPD bezeichneten, der mit einer Zurücknahme der TK-Liberalisierung einverstanden sei. Auch nach der Wahl am 27. September, so betonte Börnsen, werde er für eine unabhängige Regulierungsbehörde und einen freien TK-Markt eintreten. Wer etwas anderes fordere, der setzt nach Ansicht des Vizepräsidenten ein politisches Signal, das in seinen negativen Auswirkungen kaum zu übertreffen sei.