Hollywood setzt sich durch

Regionalisierung und Kopierschutz für DVD verabschiedet

17.01.1997

In Japan sollen sie schon zu haben sein: die Digital Versatile Disks (DVD), mit denen sich unter anderem Kinofilme am PC abspielen lassen. Dank der Umsetzung der Ton- und Bildinformation in digitale Form lassen sich von einer DVD-Scheibe theoretisch viele Kopien ziehen, ohne eine Qualitätseinbuße hinnehmen zu müssen.

Darin unterscheidet sich die neue Technik von den analogen VHS-Systemen. Hollywood verlangte ein Anti-Kopiersystem für DVD-Laufwerke. Außerdem wollten die Filmbosse ihr zeitlich gestaffeltes Verteilungskonzept beim Anlaufen neuer Filme nicht aufgeben und bestanden auf einer regionalen Codierung.

Das DVD-Konsortium einigte sich darauf, die Welt in sechs Gebiete aufzuteilen. Spielfilme auf DVD werden dementsprechend eine Ländercodierung enthalten, so daß es unmöglich ist, eine beispielsweise in den USA gekaufte Disk auf einem europäischen Laufwerk abspielen zu lassen. Umgekehrt macht es für einen Europäer keinen Sinn, sich etwa in den USA mit einem möglicherweise billigeren Abspielgerät einzudecken, das die hier erhältlichen Filme nicht akzeptiert.

Ist die Regionalisierung über Codes auf den Silberscheiben und Schaltkreisen in den Laufwerken relativ einfach zu realisieren, so bereitete das Anti-Kopiersystem größeres Kopfzerbrechen. Die DV-Hersteller kennen das Problem der illegalen Raubkopien von Softwareprogrammen, die allerdings alle drei bis sechs Monate einen Versionswechsel erfahren. Spielfilme dagegen "halten" ewig.

Für professionelle Hacker kein Problem

Das DVD-Konsortium stellte im Oktober den Kopierschutz vor, auf den man sich geeinigt hat. Danach sollen bis zu 40 Bit lange Kryptocodes für eine Verschlüsselung der Inhalte sorgen. Damit können zwar professionelle Hacker nicht überlistet, aber das "gedankenlose" Kopieren ganz nebenbei unmöglich gemacht werden.

Ursprünglich war daran gedacht worden, alle Audio- und Videodaten auf DVD zu verschlüsseln, was aber die benötigte Rechenleistung zum Decodieren der Information enorm hätte steigen lassen. Man einigte sich darauf, nur rund die Hälfte aller gespeicherten Information zu verschlüsseln. Jeder Spielfilm auf DVD enthält zwei Kryptocodes, den Titel- und den Disk-Schlüssel. Sie dienen zur Verschlüsselung der Audio- und Videodaten und sollen zudem sicherstellen, daß nur DVD-Abspielgeräte mit den korrekten Entschlüsselungschips die Inhalte lesen können.

Die Laufwerke enthalten, wie die "Financial Times" berichtet, einen weiteren Schlüssel, der von den Disks geprüft wird. Falls dieser Identifizierungscode fehlt, läuft die Disk nicht.

Auch gegen das unerlaubte Kopieren von DVD-Titeln auf analoge Videokassetten hat sich das Gremium etwas einfallen lassen. Bei der Umwandlung der Information von digital auf analog wird das Videosignal verfälscht, so daß Bewegungen verzerrt und Farben blaß werden. Diese Lösung der kalifornischen Firma Macrovision ist allerdings bislang noch nicht mit europäischen TV-Systemen getestet worden. In einigen Ländern ist bisher das Kopieren für private Zwecke erlaubt.