Produktionssteigerung durch Outsourcing

Regensburger BMW-Werk lagert seine Fertigungsentwicklung aus

02.04.1993

Logistik bei der BMW AG bedeutet Kundenorientierung, vernetzte Strukturen und Umweltschutz. Die BMW-Logistik umfasst den gesamten kundenauftragsbezogenen Fertigungsablauf von der Disposition und Beschaffung eigen- sowie fremdbezogener Teile bis hin zum Versand des fertigen Fahrzeuges an den Kunden. Dafuer ist ein reibungsloser DV-gestuetzter Logistikprozess notwendig, der sich durch marktorientierte Planung, Steuerung und Abwicklung aller Material- , Waren- und Informationsfluesse auszeichnet.

Ein BMW der 3er Serie beispielsweise besteht aus Tausenden von Einzelteilen; bedenkt man die unterschiedlichen Karosserien, Sonderausstattungen, Motoren und Laenderausfuehrungen, entstehen theoretisch 2 x 10 hoch 13 Kombinationsmoeglichkeiten fuer ein Fahrzeug. Inzwischen ist es nicht mehr ungewoehnlich, wenn aufgrund einer derartig komplexen DV-gestuetzten Fertigung bestimmte Dienstleistungen ausgelagert werden. So erhielt 1991 die Firma IPS Informations- und Prozesssystem GmbH, Taufkirchen, den Auftrag, Produktionsbetreuung und Systemerweiterung der operativen Systeme der Materialflusssteuerung und der Montagesteuerung des Werkes Regensburg zu uebernehmen.

Das Zusammenspiel von Materialfluss und Informationsfluss ist komplex. Die hier eingreifenden Systeme sind:

- Rohbau-Steuerungssystem Rosy,

- Optimierungssystem zur Steuerung des Rohkarossenlagers, des Fueller- und Decklackspeichers (RKL/FDL),

- Hochregallagersystem (HRL) zur Bildung der Montagereihenfolge und optimierter Einsteuerung,

- Message-System zur Kommunikation mit den Premid-Lesestellen und mit der Anlagesteuerung fuer die Montage sowie zur Optimierung des Motorlagers,

- Output-System fuer die Druckvorbereitung der Vormontageauftraege,

- Lagerverwaltungsrechner (LVR) fuer die Verwaltung der verschiedenen Lagertypen mit Ein- und Auslagerung, Kommissionierung sowie der Kommunikation mit dem fahrerlosen Transportsystem.

Voraussetzung fuer die informationstechnische Verfolgung der Karossen in den einzelnen Fertigungsprozessen ist ein Identifikationssystem. Dieses besteht aus mobilen Datenspeichern, die fuer den gesamten Fertigungsprozess an den Karosserien befestigt werden und saemtliche Informationen zur eindeutigen Identifikation eines Kundenauftrages enthalten.

Ergaenzend zu der Softwareloesung empfiehlt sich eine intensive Produktionsbetreuung. Darunter werden alle Aufgaben und Taetigkeiten verstanden, die zur Aufrechterhaltung der Fertigung erforderlich sind. Konkret umfasst dies die Diagnose, die Analyse, den Notsystemeinsatz, die Datenrestaurierung, die Fehlerdokumentation und die Erarbeitung sowie die Realisierung von Loesungsansaetzen zur kurzfristigen Reaktion aufgrund von ablauf- beziehungsweise DV-bedingten Produktionsstoerungen. Ausfaelle eines Rechners werden durch Backup- und Standby-Systeme abgefangen, so dass die Integritaet der Daten gewaehrleistet und die Produktion aufrechterhalten wird.

Systemerweiterungen nimmt BMW schrittweise vor, ohne dass dafuer die Produktion unterbrochen werden muss. Sie umfassen sowohl die Einbindung von Neuentwicklungen als auch die Integration bestehender Systeme. Ausloeser fuer eine Systemerweiterung sind: Fehlerbeseitigung, Infrastrukturaenderung, gesetzliche Vorgaben, Fertigungsanforderungen, Stoerungsbeseitigung, Ablaufaenderungen der Logistik oder der Produktion, Einsparungsmassnahmen und die Realisierung von Software-Anwenderdokumentation.

Ein kritischer Punkt bei allen Systemerweiterungen ist die Uebernahme in den Produktionsbetrieb. Zur

Sicherung eines moeglichst stoerungsfreien Anlaufes werden deshalb zuvor umfangreiche Funktionstests im Rechenzentrum des Dienstleisters und Verbundtests im Werk Regensburg durchgefuehrt. Dabei hat der Anbieter zu gewaehrleisten, dass bei Umstellungsproblemen jederzeit auf den urspruenglichen Softwarezustand zurueckgekehrt werden kann.

Welche Vorteile hat das Werk Regensburg nun durch die Zusammenarbeit mit einem Outsourcing-Dienstleister:

- Die Betreuung der Systeme liegt in einer Hand.

- Kapazitaetsspitzen werden schneller und gezielter abgefangen.

- Klare Definitionen garantieren die Serviceleistungen.

- BMW kann auf die DV-Erfahrungen des Dienstleisters zugreifen.

- Die kostenintensive Programmierung erfolgt jetzt ausser Haus.

- BMW spart Personalkosten fuer EDV-Spezialisten.

Insgesamt gesehen hat sich die Zusammenarbeit von BMW mit einem Outsourcing-Dienstleister ausgezahlt hat.

*Peter Fremuth ist einer der Geschaeftsfuehrer der Informations GmbH (IPS), Taufkirchen bei Muenchen.

Abb: Material- und Informationsfluss beim BMW-Werk Regensburg. Quelle: IPS