Red Hat integriert Virtualisierung

16.03.2006
Xen wird Teil der Linux-Server-Distribution, um den Anwendern weitere Möglichkeiten zu geben, die IT-Kosten zu senken.

Die bekannteste Open-Source-Virtualisierungstechnik Xen wird bald zum Betriebssystem Red Hat Enterprise Linux (RHEL) gehören. Das hat der Linux-Distributor auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit deren Entwicklungsfirma Xensource sowie Intel, AMD und Network Appliance bekannt gegeben. Die Beteiligung dieser Unternehmen zeigt an, dass Virtualisierung eine große Bedeutung für die weitere Verbreitung von Linux zugemessen wird.

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Server-Auslastung verbessern

"Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass Unternehmen typischerweise nur 15 bis 25 Prozent der CPU-Kapazität ihrer Server nutzen. Mit Virtualisierung kann der Prozentsatz auf 80 erhöht werden", erklärte Brian Stevens, Chief Technology Officer von Red Hat. Die Kunden nutzen Linux, um ihre IT-Kosten zu senken. "Mit Virtualisierungstechnik in Linux werden sie die Kosten weiter senken können."

Xen ist bereits Bestandteil von "Fedora Core 4", der aktuellen Desktop-Linux-Distribution auf Red-Hat-Basis. Hiervon profitieren vor allem Entwickler, die das Verhalten von Programmen in verschiedenen Umgebungen testen wollen. In die noch in diesem Monat erscheinende Version 5 von Fedora Core wird die Virtualisierungstechnik noch tiefer integriert.

Freigabe Ende 2006

Im Sommer wird Xen erstmals auch in der Server-Variante RHEL auftauchen, und zwar in der Betaversion für das Release 5. Die endgültige Freigabe von RHEL 5 mit kompletter Xen-Integration ist für Ende 2006 geplant.

Virtualisierung soll dann uneingeschränkt auf allen Hardwareumgebungen möglich sein, die RHEL unterstützt, also auch auf 64-Bit-Systemen. Um das zu schaffen, arbeitet Red Hat eng mit Intel und AMD zusammen. Denn die beiden Chiphersteller integrieren Schaltungen zur Unterstützung von Virtualisierungssoftware in ihre Prozessoren und Chipsets. Die Beteiligung von Network Appliance soll die Virtualisierung über die Server hinaus in Richtung der NAS-Speicherlösungen ausbreiten.

Ein besonderes Anliegen von Red Hat scheint die Administration virtueller Umgebungen zu sein, ein bekanntes Defizit von Xen. Das Unternehmen verkündete, man wolle "Kunden in die Lage versetzen, virtuelle Umgebungen einfach und effektiv zu nutzen. Das gilt für die Management-Tools ebenso wie für die Installation, den Betrieb und das Management der gesamten Infrastruktur." Red Hat arbeite mit Xensource zusammen, um Programmierschnittstellen zu schaffen, über die mittels Software von dritten Unternehmen oder Open-Source-Projekten das Management von virtuellen Ressourcen erfolgen könnte.

Xensource kooperiert - ebenfalls im Verbund mit Intel und AMD - auch mit Novell. Xen wird ebenfalls in den Suse Linux Enterprise Server integriert. Sein Unternehmen habe sich "zum Ziel gesetzt, Xen zum offenen De-facto-Standard zur plattformübergreifenden Virtualisierung zu machen", erklärte Peter Levine, Chief Executive Officer von Xensource.

Nach allen Seiten offen

Red Hat und Novell sind allerdings außerdem mit dem Unternehmen SWsoft Inc. im Gespräch, einem Anbieter der Virtualisierungslösung "Virtuozzo". Deren Kernel ist Open Source und bildet die Grundlage für ein Community-Virtualisierungsprojekt namens "OpenVZ". Während Xen sich des Ansatzes der Paravirtualisierung bedient, arbeitet OpenVZ mit Container-Technik. (ls)