Recht machen

01.02.1985

Gespannte Aufmerksamkeit herrschte im Saal Oa des Centre Borschette im europäischen Viertel der belgischen Hauptstadt. Eifriges Blättern der zahlreich angereisten Berichterstatter in der umfangreichen Liste der 104 Esprit-Projekte. Wo steckt IBM? Wie oft hat Big Blue im Konzert der 300 F&E-Musikmacher die erste Geige gespielt?

Wer schnell geblättert hat, findet es bald heraus."Nur" zweimal hat der Marktführer zugeschlagen - und das in einem Bereich, in dem die Amerikaner unter europäischer Flagge bisher wenig zu bieten haben: im Sektor Computer Integrated Manufacturing -und das auch noch unter starker "Bewachung" von 17 Partnern. Dagegen läßt sich wohl kaum etwas sagen. Enttäuschung. Die wohldosierte Empörung muß modifiziert werden. Wie? Wie klarmachen, daß man es diesen stramm europäischen Journalisten eben nicht recht machen kann ?

Die vorwurfsvolle Frage lautet dann schließlich: "Wie ist es zu erklären, daß IBM, obwohl mit erheblichen Facilitäten und Marktanteilen in der Gemeinschaft vertreten, nur an zwei Projekten beteiligt ist?" Die Frage ist an Monsieur le Docteur Cadiou gerichtet, den Programm-Direktor für industrielle Angelegenheiten innerhalb von Esprit. Jean Marie Cadiou, bis vor zwei Jahren noch IBMer mit Sitz in Yorktown Heights, gibt dem Affen Zucker: "Es ist kein Grund zu sehen, daß europäische Steuerzahler die Forschung von IBM bezahlen. Und - gestatten Sie mir eine persönliche Bemerkung: Daß es nur so wenige Projekte unter der Beteiligung der IBM gibt, das lag wohl daran, daß andere Firmen nicht mit IBM zusammenarbeiten wollten. " Selten hat man Journalisten so baff gesehen.