Fachinformationszentren des Wirtschaftsministeriums unter Beschuß:

Rechnungshof kritisiert geringe FlZ-Nutzung

07.02.1986

Rügen lassen mußte sich das Bonner Wirtschaftsministerium vom Bundesrechnungshof: Einige Fachinformationszentren (FIZ) aus dem Beritt des Hauses Bangemann weisen "noch eine Reihe von Mängeln auf, die ihre Wirksamkeit mindern", so das Urteil der Frankfurter Rechnungshof-Kontrolleure in ihrem jüngsten Bericht.

Kritisiert wird vor allem "die geringe Inanspruchnahme der Fachinformationszentren (FIZ) und "der niedrige Kostendeckungsgrad", Ärgernisse, die im übrigen auf "ungenügende Kenntnisse der Informationsbedürfnisse der potentiellen Nutzer mitverursacht werden, wie es im Rechnungshof-Bericht weiter heißt.

Eigentlich soll der Bonner Wirtschaftsminister ja mit Hilfe der hier kritisierten Datenbanken Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit "mit technisch-wissenschaftlichen und wirtschaftsbezogenen Informationen versorgen, also mit Angaben über Literaturfundstellen sowie über Fakten und Normen aus dem technischen Bereich und aus der Außenwirtschaft. Diese Daten werden zum größten Teil in Literaturhinweis-Banken vorgehalten und können online abgerufen werden. Insgesamt hat die Bundesregierung für die Aufbereitung und das Anbieten dieser elektronischen Informationsdienstleistungen in allen Fachinformationszentren seit 1972, 107 Millionen Mark spendiert, davon allein 33 Millionen seit 1981.

Trotz dieser recht ordentlichen öffentlichen Gelder sind, wie der Rechnungshof jetzt moniert, "Bedarfsuntersuchungen weitgehend unterblieben" - obwohl ein von 1974 bis 1977 laufendes BMFT-Programm "zur Förderung der Information und Dokumentation (IuD)" eigentlich eine regelmäßige Analyse des Informationsbedarfs der tatsächlichen und der potentiellen Benutzer" vorgesehen hatte. Erst 1984 hat allerdings der Wirtschaftsminister schließlich eine - auch von der Industrie geforderte - Bedarfsuntersuchung in Auftrag gegeben, und dies lediglich für den Teilbereich Außenwirtschaft.

Ein weiterer Schwachpunkt im Bereich der computerisierten Datensammelei nach Bonner Art hat nach Meinung der Frankfurter Rechnungsprüfer damit zu tun, daß "zu den Online-Kunden aus der Wirtschaft überwiegend Großunternehmen zählen, während die eigentliche Zielgruppe der Klein- bis Mittelbetriebe die FIZen "fast nicht" nutzen Fazit aus Frankfurt: "Der angestrebte Erfolg blieb aus."

Weiterhin wird bemängelt, die "Aufklärung über das Fachinformations-Angebot" sei schlichtweg unzureichend und es hapere zudem an der nötigen Beratung der kleinen und mittleren Unternehmen in puncto Bedienen der Rechner und Problemlösungen.

Dieser trübsinnig stimmende Situationsbericht über die FIZen aus dem Bereich des Wirtschaftsministeriums wird ergänzt durch eine Kostendekkungsrechnung der Prüfer. Einleitend wird zunächst daran erinnert, daß die Bonner Regierung damals, als das IuD-Programm aus der Taufe gehoben wurde, sogar gehofft, daß die Zentren sich aus den Gebühren für Online-Recherchen und dergleichen "voll" finanzieren könnten. Die schönen Träume indes, so die bittere Wahrheit aus Frankfurt, sind allerdings längst zerstoben, denn

"eine volle Kostendeckung wird bei keinem Fachinformationszentrum erreicht und in absehbarer Zukunft auch nicht erreicht werden können". Auch das "reduzierte Kostenziel", langfristig aus den Gebühren wenigstens eine Deckung jener Kosten zu erreichen, die "für den Betrieb und das Angebot der Informationsdienste anfallen (Output-Kosten)", wurde bisher erreicht, das heißt, "die erheblichen Kosten für die Auswertung und Aufbereitung der Daten (Input-Kosten) bleiben gewiß noch "langfristig ungedeckt".

Am Beispiel des FIZ Werkstoffe und Rohstoffgewinnung, Geowissenschaften und Wasserwirtschaft (siehe Kasten) reichert der Rechnungshof seine generelle Kritik mit Fakten an: Die öffentlichen Zuschüsse belaufen sich hier nämlich sage und schreibe auf 95 Prozent der Kosten. Im Vergleich dazu kassieren andere Fachinformationszentren "nur" 50 bis 60 Prozent ihrer Aufwendungen vom Steuerzahler.

Außerdem konstatiert der Frankfurter Rechnungshof im Fall jener FIZen, bei denen die Output-Kosten nicht durch die Einnahmen gedeckt sind, ein echtes Dilemma. Einerseits wäre es wünschenswert, daß die Datenbanken dieser Zentren stärker als bisher genutzt werden, was aber andererseits dazu führen würde, daß der Steuerzahler noch tiefer in die Tasche greifen muß . . .

Erhebt sich die Frage, ob die Fachinformationszentren nicht einfach, etwa dem Beispiel des Monopolisten Bundespost folgend, die Gebühren erhöhen könnten? Theoretisch möglicherweise schon, doch faktisch wird "die kostengerechtere Gestaltung der Einnahmen unter anderem beeinträchtigt durch die zurückhaltende Preispolitik öffentlich finanzierter luD-Stellen und Fachinformationszentren in anderen Ressortbereichen" als dem des Bundeswirtschaftsministeriums. Es macht sich also, so der Bundesrechnungshof, die Regierung quasi intern, von Ressort zu Ressort, Dumping-Konkurrenz. So ganz nebenbei erfährt man auch, daß diese konkurrierenden FlZen an Gebühren teilweise nur rund die Hälfte dessen kassieren, was die zum Wirtschaftsministerium gehörenden Zentren verlangen. Ob jene anderen damit wohl Gewinne erzielen?

Dies scheint, so der Eindruck, freilich auch nicht der Fall zu sein. Denn wie sonst ist zu erklären, daß der Rechnungshof nun dringend rät, die Zentren sollten allesamt "durch höhere Einnahmen wenigstens eine Deckung der Output-Kosten" anstreben und dafür auf eine "gewisse Standardisierung der Leistungsentgelte" hinarbeiten, denn "öffentlich geförderte Fachinformationseinrichtungen" sollten "vorhandene Preisspielräume" doch wohl besser weitgehend ausnutzen, anstatt das fehlende Geld einfach beim kleinen Mann,

nämlich dem Steuerzahler abzukassieren.