Rechnerhersteller rangeln um Pentium-Nachfolgeprozessor Erste P6-PCs sollen in einem halben Jahr Marktreife erlangen

27.04.1995

MUENCHEN (CW) - Ende Oktober wollen Systemlieferanten erste PCs mit Intels Pentium-Nachfolgechip "P6" praesentieren. Die formelle CPU- Ankuendigung soll von der Vorstellung von Ein- und Mehrprozessor- Rechnern verschiedener Hersteller begleitet werden. Zu ihnen gehoeren nach ersten Informationen Hewlett-Packard (HP), Dell, Gateway 2000, AST Research, Unisys und Sequent.

Auffaellig ist, dass PC-Primus Compaq nicht als eine der Firmen genannt wird, die zuerst Zugriff auf Intels neuen Hochleistungsprozessor haben. Der weltweite Marktfuehrer fuer Mikros hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Aufsehen erregt, weil sein oberster Chef Eckhard Pfeiffer Intel oeffentlich kritisierte und mit Chipkonkurrenten wie Nexgen oder AMD Kooperationsvertraege abschloss.

Marlo Thompson, Firmensprecherin der deutschen Intel-Dependance, wies allerdings alle Vermutungen ueber ein gestoertes Verhaeltnis zwischen Intel und Compaq zurueck: "Compaq gehoert nach wie vor zu unseren besten Kunden." Compaq-Sprecherin Beate Keller meinte, man werde zum Zeitpunkt der Intel-Ankuendigung mit Server-Produkten auf Basis des P6 aufwarten.

Quellen, die dem Halbleiterhersteller nahestehen, aeusserten, Intel sei immer noch mit dem Ausleseverfahren fuer bevorzugt zu bedienende PC-Hersteller beschaeftigt. Die Auswahl werde so angelegt, dass fuer jedes Anwenderbeduerfnis ein technologisch wie auch wirtschaftlich passendes Angebot sichergestellt sei.

Erste mit dem P6-Prozessor ausgestattete Tischmodelle kosten zwischen 3500 und 5000 Dollar. Fuer Multi-CPU-Modelle erwarten Brancheninsider Preise zwischen 4500 und bis zu 100 000 Dollar.

Damit wuerden P6-Modelle etwas teurer sein als Pentium-Maschinen, die mit 180 Megahertz getaktet sind. Solche Rechner sollen in den ersten Monaten 1996 auf den Markt kommen.

Einstiegsmodelle duerften, so die Informationen weiter, mit einer mit 133 Megahertz getakteten P6-CPU, einem PCI/ISA-Bus, 16 MB Arbeitsspeicher und einem sogenannten Enhanced IDE-Controller ausgestattet sein.

Wie Branchenbeobachter ferner erwarten, staffieren die PC- Lieferanten leistungsstaerkere P6-Modelle sogar mit zwei PCI-Bus- Systemen und Intels "Orion"-Chipsatz aus. Grund hierfuer ist das sprunghaft wachsende Interesse an Multimedia-Anwendungen. Solche Applikationen belasten den I/O-Bus erheblich. Deshalb ist ein zweiter Datenkanal sinnvoll, der fuer den Transfer der Multimedia- Bits und -Bytes reserviert bleibt.

Neben diesem Dual-Bus-Konzept erwarten Branchenexperten in P6-PCs der Hochleistungsklasse 16 MB Arbeitsspeicher, wobei dieser in ECC(Error Correcting Code)-Technologie ausgelegt ist; einen Level- 3-Cache-Speicher, der zwischen 512 KB und 1 MB gross ist, und ein BIOS, das die Spezifikationen Desktop Management Interface (DMI) fuer System-Management-Aufgaben unterstuetzt. Zudem werden Subkomponenten, die sich an den Normen Enhanced IDE und SCSI ausrichten, bedient werden.

Auch Multiprozessor-Rechner auf Basis des Pentium-Nachfolgechips sollen mit dem Doppel-PCI-Bus ausgestattet werden. Darueber hinaus kaeme in ihnen erstmals ein Luefter zum Einsatz, der den Rechner dann automatisch herunterfaehrt, wenn das System heisslaufen oder zuviel Energie verbrauchen sollte.

Brancheninsider gehen davon aus, dass P6-Modelle in Mengen aber erst im Anfangsquartal 1996 erhaeltlich sind.