Mehr Ressourcen für das Wesentliche

Rechenzentren automatisieren

18.02.2015
Von 
Hendrik van den Berg ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Neos Ventures GmbH.
Flexibel auf neue Geschäftsmodelle reagieren und das Management zur rechten Zeit mit den benötigten Tools versorgen - die Rolle der IT-Abteilung als interner Service Provider ist in der Praxis kaum auszufüllen. Durch Automatisierung gewinnt die IT neue Freiräume und kann sich wichtigen, strategischen Aufgaben widmen.

Gerade in sehr großen Rechenzentren, also etwa den Backends von Banken, Versicherungen, Reiseveranstaltern oder Internet-Riesen bindet die rein operative Arbeit enorme Ressourcen. Ein Ende dieser Entwicklung ist vorerst nicht absehbar. Schließlich müssen durch den Mobile-Boom für immer mehr Anwender immer größere Datenmengen zuverlässig, sicher und zielgerichtet bereitgestellt werden.

Mit Blick auf Geschwindigkeit und Volumen haben sich die Anforderungen an die IT also erheblich verstärkt. Dies ist vor allem deshalb ein Problem, weil die Welt des flexiblen Managements nicht unbedingt zu den Gegebenheiten in einem Rechenzentrum kompatibel ist: Auf der einen Seite verlangen wirtschaftliche Rahmenbedingungen nach neuen Tools und Techniken, auf der anderen Seite sollen Rechenzentren möglichst unangetastet ihren Dienst verrichten. Ganz zu schweigen von Legacy-Systemen, die mit hohem Kostenaufwand am Leben gehalten werden.

Zwar bieten sich mit Hilfe der Virtualisierung neue Möglichkeiten, die Infrastruktur mit geringem Hardwareeinsatz zu skalieren, mit der Konsolidierung ist es dabei jedoch längst nicht getan. So müssen in größeren Rechenzentren neben dem Server in der Regel stets auch das Netzwerk und der Speicher bereitgestellt und konfiguriert werden. In der Praxis führt dies zu einer Aufsummierung von Arbeitsschritten und damit zu Zeitverzögerungen, insbesondere dann, wenn in großen IT-Abteilungen Bereiche wie Storage und Netzwerk jeweils von einem eigenen Team betreut werden (Silobetrieb). Zeiten von Wochen, manchmal Monaten sind deshalb keine Seltenheit, wenn es um den Rollout von virtualisierten Applikationen geht. All dies sind gute Gründe, die Infrastruktur weitgehend zu automatisieren.

Automatisierung schafft Effizienz

Fast alle Prozesse lassen sich automatisieren.
Fast alle Prozesse lassen sich automatisieren.
Foto: Oleksiy Mark_shutterstock.com

Automatisierungsspezialisten fangen in der Regel mit einem PoC passend zu einem Business Case an. Schließlich müssen in vielen Fällen nicht nur die IT-Prozesse abgebildet, sondern diese auch an wichtige Geschäftsprozesse des Unternehmens angepasst werden.

Insbesondere bei großen Rechenzentren ist diese Frage von strategischer Bedeutung. Neben einer breiten Marktkenntnis und dem Verständnis der verschiedenen Softwarelösungen ist es ebenso wichtig, die Vision des gewählten Softwareanbieters zu verstehen. Schließlich soll die automatisierte Infrastruktur auch in Zukunft offen für Anpassungen, für Erweiterungen und eine Exit-Strategie sein. Bei einer solchen Evaluierung können die Einschätzungen der großen Analystenhäuser helfen. Allerding sollten Unternehmen auch selbst prüfen, wie die Vorstellungen der Hersteller mit der eigenen Vision in Einklang gebracht werden können.

Im Prinzip lassen sich in einem Rechenzentrum fast alle Prozesse automatisieren. Daher ist es wichtig, dass ein Automatisierungspartner mit den jeweiligen Infrastrukturen und Plattformen vertraut ist und die Abhängigkeiten des (IT-)Betriebs versteht. Davon ausgehend lassen sich weitere Servicebereitstellungen, wie etwa das Monitoring oder Reporting, automatisieren. In einem noch stärker automatisierten Rechenzentrum kann die Bereitstellung von virtuellen Maschinen und den zugehörigen Netzwerkservices - Loadbalancing, Firewalling, Routing - in einem Schritt erfolgen. Virtualisierungstechnologien wie die von VMWare sind heute sehr gut für solche Automatisierungsaufgaben geeignet. Prozesse, die zuvor zeitraubend waren, lassen sich durch entsprechende richtlinienbasierte Automation innerhalb weniger Minuten ausführen.

Die Effizienzvorteile einer Rechenzentrumsautomatisierung zeigen sich schon nach vergleichsweise wenigen Schritten. Durch die Entlastung von einfachen Aufgaben entstehen neue Freiräume für wesentlich wichtigere und strategischere Aufgaben. Zugleich sinkt die Anzahl der Fehler signifikant, weil einheitliche Richtlinien die Komplexität reduzieren.

So steigt die Performance im Datacenter um bis zu 60 Prozent und das Deployment neuer Systeme reduziert sich von Tagen und Stunden hin zu Minuten. Die IT erhält wieder Freiraum für echte Wertschöpfung. Statt wertvolle Personalressourcen für wiederkehrende Rollouts zu verwenden, können diese das Geschäft als interner Serviceprovider vorantreiben. Damit rentieren sich Investitionen in die Automatisierung bereits nach kurzer Zeit.