Raubzugartige Überfälle sollen Urheberrechte verteidigen und schützen: Die Apple Inc. kämpft mit ihrer Kopiererbande

20.08.1982

CUPERTINO/MÜNCHEN (nw) - Zwei Jahre schon "fahren" einige fernöstliche Unternehmen mit Kopien des Apple II zu Niedrigpreisen ausgesprochen erfolgreich. Jetzt aber reicht's der Apple Computer Inc. offensichtlich: Strafprozesse sollen den illegalen Vertrieb künftig unterbinden.

Apple verkaufte seine II-Version für 1500 Dollar, während die Kopien schon für 200 Dollar zu haben waren. Inzwischen sind die Kopien auch in Tokio zum Kauf angeboten worden. Doch nicht genug: Mittlerweile tauchen Apple II-Imitationen auch in Südamerika, Südafrika und Europa auf. Hinter dem Geschäft, so ist zu vernehmen, stecke eine von Taiwan aus operierende Gruppe von etwa 40 Personen.

In Italien wird der Apple unter der Bezeichnung Lemon II feilgeboten, in den Niederlanden wurde er in Pear II umgetauft. Der Personal-Computer-Hersteller schätzt, daß monatlich etwa 1500 Einheiten von Taiwan aus exportiert werden.

Doch den Kopierkünstlern soll es nun an den Kragen gehen. In mühsamer Kleinarbeit hat Apple eigenen Angaben zufolge durch seine Anwälte eine Beweiskette zusammenstellen lassen. In Taipeh beispielsweise sei ein Zivilprozeß angestrengt worden, um mit Hilfe des taiwanesischen Urheberrechtgesetzes das Sunrise-Computer-Unternehmen zu stoppen, wo der Apolo II (eine Apple Kopie) hergestellt wird. Dabei habe Apple als ersten Schritt - in Übereinstimmung mit der Polizei Taiwans - in einem raubzugartigen Überfall einige Apolos in einer Sunrise-Computer-Fabrik beschlagnahmt. Weitere Aktionen dieser Art seien bereits geplant. Zudem helfe die Regierung Taiwans den Export der Apple II-Kopien zu verhindern.

Aus Hongkong wurden bereits ähnliche Feldzüge gemeldet. Da hier Urheberrechte aber nicht schutzfähig sind, hat das Unternehmen vor, Fabriken und Verkaufsräume "einfach lahmzulegen".

Zudem seien auch Ermittlungen in Australien, Singapur und Neuseeland eingeleitet worden. In Europa dagegen, so bekräftigt die deutsche Apple-Tochter, setzten die Verbraucher doch mehr auf Originale. Kommentar der Marketingabteilung: "Man traut den Produkten ( =Kopien, Anmerkung der Redaktion) nur wenig".

Aber auch einigen deutschen Vertragshändlern seien Teile von Apple-Computern (die Hauptplatine) als Billigimport angeboten worden. Doch Fragen wie Garantie und Dokumentation, so versichert das Vertriebsunternehmen, hätten den Einstieg in solche Geschäfte verhindert. Denn Billigimporte am grauen Markt zu erwerben, hieße für den Kunden von vornherein auf Unterstützung zu verzichten, so die erklärte Strategie der Apple-Tochter.

Branchenkreise allerdings meinen, daß der Apple-Schlag reichlich spät, wenn nicht zu spät komme, nachdem schon nicht zu spät komme, nachdem schon derart viele Kopien im Umlauf seien. An "echten" Äpfeln haben bislang in der Bundesrepublik laut Herstellerangaben 35 000 Kunden angebissen.