B-to-B-Geschäft von Auktionshäusern wenig erfolgreich

Qxl will Kaufpreis für Ricardo.de neu verhandeln

18.08.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Übernahmeverhandlungen zwischen dem britischen Internet-Auktionshaus Qxl und der Hamburger Ricardo.de sind ins Stocken geraten. Nachdem die Briten erfahren haben, dass der Business-to-Business-(B-to-B-)Bereich der deutschen Internet-Company bisher ein Flop ist, wollen sie nun weniger bezahlen.

Bei der Vorstellung des Zusammenschlusses im Mai peilten beide Seiten noch Mitte September als Zieldatum für den Vollzug des Mergers an. Die nun durchgesickerten Informationen dürften den Zeitplan durcheinander bringen. Der Grund: Die im Januar unter dem Label "Ricardobiz" vorgestellte B-to-B-Auktions-Site der Hamburger (siehe CW 3/00, Seite 7) blieb bisher weit hinter den Erwartungen zurück. Geschäftszahlen über diesen Bereich liegen nicht vor. Diese Sparte war ein triftiger Grund für Qxl, die deutsche Internet-Firma zu übernehmen, denn schließlich verfügt auch Ebay, schärfster Konkurrent beider Firmen in Europa, über eine B-to-B-Plattform. Nach Informationen des "Handelsblatts" will Qxl am vereinbarten Aktientauschverhältnis nicht mehr festhalten. Wenige Tage vorher widersprach Ricardo.de-Vorstand Stefan Glänzer gegenüber dem gleichen Blatt noch Spekulationen, es stehe eine Nachverhandlung des Kaufpreises an. Besitzer des Ricardo-Papiers sollten bisher 42,6 Qxl-Aktien pro Anteilschein erhalten, was zum Zeitpunkt der Fusion einem Aufschlag von 27 Prozent gleichkommt und Ricardo.de mit 1,1 Milliarden Euro bewertet. Seit Ankündigung der Fusion sank der Börsenwert des Hamburger Auktionshauses von 760 Euro (rund 1,5 Milliarden Mark) auf 260 Millionen Euro (etwa 508,5 Millionen Mark) ab.

Wie seine Konkurrenten erwirtschaftet auch Ricardo.de mit Auktionen zwischen Privatpersonen (Consumer-to-Comsumer) den Löwenanteil seines Umsatzes. Anbieter wie Ebay, Atrada, Primus Online und Ricardo.de wollen sich im B-to-B-Segment ein zusätzliches Standbein aufbauen. Ricardo-Rivale Ebay scheint sich damit abgefunden zu haben, dass dieser Bereich so bald keine Früchte tragen wird. Wie ein Unternehmenssprecher mitteilte, verfolgt die in Berlin ansässige Niederlassung des amerikanischen Online-Auktionshauses Ebay Inc. mit den B-to-B-Auktionen unter der Marke Ebaypro "keine allzu hochtrabenden Ziele". Der Schwerpunkt liege auf dem C-to-C-Geschäft. Konkrete Umsatzzahlen für geschäftliche Versteigerungen nannte auch Ebay Deutschland nicht.

Das lahmende B-to-B-Geschäft stellt den Deal zwischen Ricardo.de und Qxl nicht grundsätzlich in Frage. Die Briten benötigen die Hamburger Internet-Company, um sich für den Schlagabtausch mit Ebay in Europa zu rüsten. Ricardo.de und Qxl zusammen verfügen laut Firmenangaben über 1,3 Millionen Kunden, während Ebay es in Europa auf eine Million Anwender bringt.