US-Justizministerium macht American Strich durch die Rechnung:

Quasi-Monopol für Sabre ist vom Tisch

14.07.1989

WASHINGTON (IDG) - Die marktbeherrschende Stellung des DV-gestützten Reisevertriebssystems Sabre in den USA wird doch nicht weiter ausgebaut. Nachdem das Justizminisierium mit rechtlichen Schritten gedroht hatte, blies Sabre-Eigner American Airlines Inc. die Fusion von Sabre mit Delta Air Lines' System Datas II ab.

Nach Jahren der Großzügigkeit gegenüber Firmenzusammenschlüssen und -Übernahmen hat die Regierung in Washington wieder Härte in einem Fall von Marktkonzentration gezeigt. Wie Generalanwalt Dick Thornburgh in der US-Hauptstadt erklärte, habe das Justizministerium den beiden Airlines die Einleitung einer Antitrust-Klage für den Fall angekündigt, daß sie die angestrebte Fusion ihrer beiden Computer-Reservierungssysteme (CRS) nicht selbst fallen lassen. Daraufhin gaben American und Delta auf - ein Gerichtsverfahren sei zu langwierig, hieß es bei den Fluggesellschaften.

Das Platzen der Vereinbarung bedeutet nicht nur, daß eine nach Ansicht der Konkurrenz und der Reisebüros wettbewerbsbedrohende Machtzusammenballung im US-Reisemarkt abgewendet ist; für American handelt es sich um einen handfesten finanziellen Verlust. Für 50 Prozent an Sabre hätte Delta nicht nur ihr Datas II eingebracht, sondern obendrein noch 650 Millionen Dollar an den konkurrierenden Carrier gezahlt.

Aus Sicht der beteiligten Fluggesellschaften waren die Befürchtungen der Regierung freilich unbegründet. Delta-Chef Ron Allen behauptete nach dem Bekanntwerden des Rückziehers ungeniert, das Joint-venture mit American sei als "autonomes, unabhängig arbeitendes Gebilde" konzipiert worden, das für die Teilnahme anderer Airlines und Reiseunternehmen offen gewesen wäre.